Aktuelles vom LPV Miesbach e.V.

Pressemitteilung vom 22.03.2024:

Bei uns dahoam - der Bergmolch

Frühjahrszeit ist Amphibienzeit: Ab Februar erwachen unsere Amphibienarten aus der Winterstarre und ab da kann man sie auch wieder beobachten. Einer unserer farbenprächtigsten Lurche ist der Bergmolch mit seiner leuchtend orange bis zinnoberrot gefärbten Bauchseite, wissenschaftlich „Ichthyosaura alpestris“ genannt. Der Volksmund hat dies liebevoll zu „kleiner Unterwasserdrache“ umgewandelt. Normalerweise dämmerungs- oder nachtaktiv, wandert der Bergmolch zur Paarungszeit tagsüber als einer der Ersten zu den Laichplätzen.

Angezogen von dem Geruch nach Algen legt das kleine Tier Strecken von bis zu einem Kilometer zurück. Bei der Auswahl der Gewässer ist der Bergmolch nicht wählerisch: sei es ein Gartenteich, ein Löschweiher, eine Pfütze oder ein ruhiger Bachrand - alles ist möglich, solange kein Fischbesatz da ist. Für die Partnersuche, die aufwändige Balz und Paarung im Gewässer lässt sich der Bergmolch bis Mitte Mai Zeit. Das Weibchen heftet im Anschluss bis zu 250 Eier an Blätter, aus denen sich innerhalb von fünf Monaten die neue Generation entwickeln kann. Sollte sich dies verzögern, ist auch die Möglichkeit der Überwinterung im Laichgewässer als Larve bekannt. Die erwachsenen Bergmolche ziehen ab Mitte Mai nach dem Ablaichen wieder in geeignete Sommerquartiere, beispielsweise Wälder mit Totholz, naturnahe Gärten oder Baumhecken. Hier lebt er nachtaktiv und jagt Käfer, Regenwürmer, Larven, Spinnen und andere Kleintiere und überwintert gegebenenfalls auch dort.

In Deutschland kommt der Bergmolch im mittleren und südlichen Teil mehr oder weniger geschlossen vor, er geht in den Alpen sogar auf bis zu 2500 Höhenmeter. Bei uns ist er streng geschützt, jedoch aufgrund seiner hohen Anpassungsfähigkeit noch nicht gefährdet. Größere Verluste wurden vor allem bei der Frühjahrswanderung unter anderem durch den Straßenverkehr verzeichnet. Hier engagiert sich der Landschaftspflegeverband, indem er Amphibienschutzzäune aufbaut. Hinterher ermöglichen viele ehrenamtliche Helfer über mehrere Wochen eine sichere Überquerung von Straßen, damit der „kleine Unterwasserdrache“ bei uns dahoam bleiben kann.

Pressemitteilung vom 28.02.2024:

Bei uns dahoam - die Hasel

Der Landschaftspflegeverband (LPV) begleitet die Leser im Jahreskreis und stellt unter dem Motto „bei uns dahoam“ monatlich eine Tier- oder Pflanzenart in der lokalen Presse und auf den Internetseiten des LPV vor, diesmal die Hasel.

Schon im Februar kündigen unterschiedlichste Vorboten den Frühling an: Einerseits im Garten Krokus und Schneeglöckchen und andererseits an Feldhecken das erste blühende Gehölz des Jahres: die Hasel. Sie ist über die vielen, zart-gelben, herabhängenden Blütenstände, die sogenannten Kätzchen weithin sichtbar. Für Honigbienen ist Haselpollen die erste Nahrung und die wichtigste Eiweißquelle zum Aufbau des neuen Staates. Die Kätzchen der männlichen Blüte geben dabei Stockwerk für Stockwerk pro Blütenstand über eine Million Pollen frei. Grund für den unerschöpflichen Reichtum ist die Tatsache, dass die Hasel ausschließlich über den Wind bestäubt wird. Noch vor Blattaustrieb trägt der Wind Pollen zu den weiblichen Blüten, erkennbar als unscheinbare Knospen mit roter Narbe. Auch später im Jahr ist die Hasel ein wichtiger Nahrungslieferant für die Natur: So dienen die Blätter als Raupenfutter für über sechzig verschiedene Nachtfalter und die fettreichen Nüsse als Wintervorrat für einheimische Säugetiere, wie Eichhörnchen, Siebenschläfer oder Mäuse. Die wohlschmeckenden Haselnüsse haben auch auf unserem Speiseplan ihren Platz gefunden.

Es verwundert daher nicht, dass die Hasel bereits vor Jahrhunderten beim Aufbau unserer landschaftsprägenden Hage fester Bestandteil der lebenden Zäune war. Zumal früher auch noch das elastische Holz der Haselruten für Fassreifen, Spazierstöcke und zum Drechseln genutzt wurde und zusätzlich die Holzkohle der Hasel als hochwertig galt. Als selbstvermehrender, robuster Strauch kommt die Hasel auch heute noch in den Hagen vor, als Gehölz, das bis zu hundert Jahre alt werden kann und zugleich schnittverträglich ist.

Damit die Hasel jedes Jahr wieder ihre Pollen verbreiten kann, werden Hage und Hecken im Landkreis erneuert und gepflegt. Der LPV unterstützt dabei und berät gerne zu geeignetem Pflanzgut. Auf dass die Natur bei uns wieder erwachen kann.

 

Pressemitteilung vom 22.12.2023:

Bei uns dahoam - der gewöhnliche Schneeball

Der Landschaftspflegeverband (LPV) begleitet die Leser im Jahreskreis und stellt unter dem Motto „bei uns dahoam“ monatlich eine Tier- oder Pflanzenart in der lokalen Presse und auf den Internetseiten des LPV vor, diesmal den gewöhnlichen Schneeball (Viburnum opulus).

Sobald im Dezember der erste Schnee fällt und die Temperaturen in den Minusbereich gehen, drängt sich unweigerlich die Frage auf:“ Wie überleben unsere Vögel den Winter?“ Dabei helfen natürlicherweise unsere heimischen Wildsträucher und Gehölze, unter anderem der gewöhnliche Schneeball. Der sommergrüne Strauch ist anspruchslos, robust und bevorzugt kalkhalten Boden. Mit bis zu vier Metern Höhe findet man ihn regelmäßig in unseren Hagen und an Waldrändern. Wegen seiner harmonischen Wuchsform und als Zierde über das gesamte Jahr hinweg, kommt der buschige, dicht verzweigte Strauch außerdem in vielen Gärten und Parkanlagen vor. An der winterkahlen Pflanze sind zunächst nur die grünlich braunen, manchmal rötlich schimmernden Zweige erkennbar, doch schon im Frühjahr ab Mai beeindruckt der gewöhnliche Schneeball mit seinen namensgebenden, schneeweißen und süß duftenden Blüten. Die an Scheiben erinnernden, bis zu zwölf Zentimeter großen Trugdolden locken bis zum Frühsommer Insekten an und verschönern zugleich das Umfeld. Später im Jahr, ab August, treten die glänzenden, leuchtend roten Früchte auf. Die erbsengroßen, scharlachroten Beeren bleiben bis in den Winter hinein als Fruchtschmuck am Strauch. Sie gelten für den Menschen als ungenießbar. Im Herbst schließlich leuchten die Blätter des gewöhnlichen Schneeballs orangerot auf. Erst im Winter, nach Frosteinwirkung, oder wenn die bevorzugte Nahrung ausgegangen ist, stellen die Beeren eine wichtige Nahrung für unsere Singvögel dar und ermöglichen ihnen ein Überleben. Durch die Verdauung mit Hilfe der Vögel kann der herzförmige Same hinterher wieder auskeimen und sich somit das Wildgehölz verbreiten. Übers ganze Jahr hinweg ist daher der gewöhnliche Schneeball nicht nur Blickfang, sondern auch Vogelnist- und Vogelnährstrauch sowie Futterpflanze für Insekten. Im Gegenzug braucht der gewöhnliche Schneeball Vögel zur Ausbreitung. Wenn um die Winterzeit ein Auslichten der Hage und der Waldränder geplant ist, wird in den Projekten des LPV besonders auf die Bedeutung des gewöhnlichen Schneeballs als natürliches Winterfutter Rücksicht genommen und darauf geachtet, dass Lebensräume intakt bleiben. Damit die Singvögel bei uns dahoam sein können.

 

Der gewöhnliche Schneeball kommt nicht nur an Hagen und Waldrändern vor, sondern ist auch ein Blickfang naturnaher Gärten. Besonders die scharlachroten Beeren, die erst durch Frosteinwirkung genießbar werden, stellen für Vögel überlebenswichtige Nahrung dar. Der LPV berücksichtigt dies bei der Winterpflege von Hagen und Waldrändern

Pressemitteilung vom 14.12.2023:

Streuobst Miesbach: Vom Kletzenbrot & Mistelzweig

Wer denkt jetzt schon wieder an weiß blühende Kirschbäume oder an ein sommerliches Familienfest unter dem Schatten eines Apfelbaumes, wenn es doch endlich mal wieder richtig Winter ist. Da gibt es wohl einige, denn alle Streuobstfans beschäftigen sich auch zu dieser Jahreszeit mit ihren Bäumen oder mit Ihrer Ernte. Ob es die Verwendung Ihrer Kletzen (Dörrbirne) für das Fruchtbrot ist, die Zubereitung eines Punsches mit dem eigenen Apfelsaft oder nur die endlosen Diskussionen mit Freunden und Bekannten über die schlechte Obsternte im Jahr 2023 und deren Gründe. So manch ein Obstbauer wird auch ganz besonders rund um die Weihnachtszeit an seine Streuobstwiese erinnert. Denn die vielen Mistelzweige, welche sich auf Christkindelmärkten tummeln und das gewisse Weihnachtsflair in die eigenen vier Wände bringen sollen sind Freud & Leid zu gleich. Neben der naturheilkundlichen und glücksbringenden Wirkung kann die Mistel auch den Tod für Obstbäume bedeuten. Sie ist nämlich eine Schmarotzerpflanze und ernährt sich über die Nährstoffversorgung des befallenen Wirtsbaumes. Dadurch wird dieser zunehmend geschwächt und fällt ohne Entfernung der Mistel, dieser zum Opfer. Bei bereits 5 gut sichtbaren Mistel-Pflanzen im Obstbaum, spricht man von einem mittleren Befall und eine Entfernung ist zwingend notwendig. Die Misteln sollen aber nicht nur aus den Bäumen gerissen, sondern idealerweise mitsamt dem befallenen Ast herausgeschnitten werden. Hierbei muss aber auch immer darauf geachtet werden, dass die Äste noch nicht zu stark sind, sonst würde die entstehende Schnittwunde die Bäume ebenfalls schwächen. Die Mistel ist leider im Vormarsch und breitet sich zunehmende in bayerischen Streuobstbeständen aus. Deshalb gehört die Mistelentfernung zur jährlichen Winterarbeit im Obstanger.

Die Pflege und der Erhalt von bestehenden Streuobstbeständen in der Miesbacher Kulturlandschaft sowie die dazu gehörenden alten Obstsorten sind wichtige Bausteine des Streuobstprojektes im Landschaftspflegeverband Miesbach. Dabei kümmert sich der LPV um die fachliche Obstbaumpflege von Streuobstbäumen und unterstützt direkt beim Obstbaumschnitt. Im Fokus liegen vor allem hochstämmige Altbäume auf Streuobstwiesen oder Obstangern, welche seit langem nicht mehr gepflegt wurden. Neben der Beratung kann auch der Schnitt übernommen werden.

Weitere Informationenfinden Sie hier.

Pressemitteilung vom 17.11.2023:

Bei uns dahoam - die Haglandschaft

Der Landschaftspflegeverband (LPV) begleitet die Leser im Jahreskreis und stellt unter dem Motto „bei uns dahoam“ monatlich eine Art oder einen Lebensraum in der lokalen Presse und auf den Internetseiten des LPV vor, diesmal die Hage als Bestandteil bäuerlicher Kultur.

Die Schönheit der voralpinen Moor- und Hügellandschaften fasziniert seit jeher Bewohner und Gäste. Eines der prägenden Elemente dieser Region ist die gegliederte Struktur der Haglandschaft. In unserem Landkreis sind die Hage nicht nur Feldgehölze sondern regelrechte Baumhecken, die als sichtbare Zäune Wiesen umfassen. Entstanden sind sie im Lauf der Jahrhunderte durch die Landwirtschaft: Bei der klösterlichen Landvergabe waren die Lehensträger verpflichtet, ihre Besitztümer abzugrenzen. Da bot sich der Aufbau der lebendigen Zäune an, die noch nebenbei den Vorteil hatten, Holz als Bau – und Brennmaterial, Wildfrüchte zum Verfeinern der Speisen und Laub als Einstreu für den Winter zu liefern. So entwickelten sich durch bäuerliche Kultur und Tradition Hecken mit intakter Baum- und Strauchschicht sowie Krautsaum am Rande. Heute schätzt man die Hage vor allem wegen ihrer enormen Artenvielfalt auf engstem Raum. Dadurch, dass die Lebensbedingungen vom Inneren bis zum Rand sehr vielfältig sind - von trocken bis feucht, von schattig bis besonnt, von kühl bis warm hat sich einer der arten- und Individuen reichsten Lebensräume unserer Landschaft gebildet. Bis zu 90 verschiedene Gehölze konnte man finden: Von typischen Laubbäumen, wie Eiche, Linde, Ahorn und Esche bis hin zu Sträuchern, wie Wildrose oder Weißdorn. Dabei wurden Kräuter, wie Majoran, echtes Johanniskraut oder Klee am Saum der Hage noch nicht mitgezählt und die Tierwelt noch nicht erfasst. Um dieses Naturerbe und Kulturgut, das Bauern geschaffen haben, zu bewahren, sollten Hage nach wie vor gepflegt werden. Auch wenn der wirtschaftliche Nutzen im Vergleich zu damals geringer ist. Der Landschaftspflegeverband hat daher in Zusammenarbeit mit der unteren Naturschutzbehörde Programme zum Nutzen, Erhalt und Pflege der Hage neu aufgelegt, um die Landwirte zu unterstützen. Auf dass dieses traditionelle Kultur- und Naturgut erhalten werden kann.

Pressemitteilung vom 12.10.2023:

Bei uns dahoam - alte Obstsorten

Der Landschaftspflegeverband (LPV) begleitet die Leser im Jahreskreis und stellt unter dem Motto „bei uns dahoam“ monatlich eine Tier- oder Pflanzenart in der lokalen Presse und auf den Internetseiten des LPV vor, diesmal die Bedeutung der alten Obstsorten.

Deutschlands beliebtestes Obst ist der Apfel. Seinen Siegeszug trat er vor 2500 Jahren von China aus an, bereits zur Römerzeit wurde er systematisch angebaut und hat über Jahrhunderte hinweg die Ernährung der Bevölkerung mit seinen zahlreichen Vitaminen ergänzt. Durch regelmäßige Förderungen bis ins 19. Jahrhundert hinein konnten sogar Städte mit dem wertvollen Obst aus der Umgebung versorgt werden. Im Laufe dieser Entwicklung pflanzte man zahlreiche Apfelbäume entlang von Wegen oder legte klassische Streuobstwiesen an, mit den charakteristischen, einzelnstehenden Hochstämmen und der Möglichkeit der extensiven Weidenutzung darunter. Die Kultivierung ging einher mit Züchtung, angeregt durch die vielseitige Verwendung: fein würzige Äpfel zum Kochen und Backen, kleine zum Dörren, saftig herbe zur Herstellung von Most oder Schnaps. Diese immense Geschmacks- und Formenvielfalt wurde noch durch die unterschiedlichen Lagerfähigkeiten gesteigert: Herbstäpfel wie Gravensteiner für den sofortigen Verzehr, Winteräpfel wie Glockenapfel mit Genussreife ab Dezember. Experten schätzen heute das ehemalige Vorkommen für Bayern auf fast 2.300 Apfel- und 1.600 Birnensorten. In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts entwickelte sich der erwerbsmäßige Obstbau hin zu niedrigstämmigen Plantagen und heutzutage findet man in Geschäften nur noch wenige Apfelsorten basierend auf 6 Elternsorten.

Inzwischen hat man den genetischen Schatz der alten Obstsorten wiederentdeckt und baut vor dem Hintergrund der bevorstehenden Klimaveränderungen auf seine Vielfalt. Die alten Sorten bergen viele Vorteile in Bezug auf Krankheiten und Schädlingen. Den Erhalt der alten Sorten und Bäume hat sich auch das neue Streuobst-Projekt des Landschaftspflegeverbandes Miesbach zur Aufgabe genommen. Daneben steht auch die hohe Artenvielfalt von Streuobstwiesen im Fokus. So bleibt auch das Kulturgut der alten Obstsorten “bei uns dahoam“.

 

Weitere Informationen zum Streuobstprojekt finden Sie hier.

 

Pressemitteilung vom 12.09.23:

Bei uns dahoam - der Frauenmantel

Die Gattung Alchemilla ist auf der Nordhalbkugel weit verbreitet und bevorzugt nicht allzu trockene Gebirgswiesen. Charakteristisch sind die kelchartigen, handförmig gelappten Blätter mit gezähntem Blattrand. Diese haben auch zu ihrem deutschen Namen „Frauenmantel“ geführt. Hält man etwa eines der Blätter mit dem Stiel nach unten, so erinnert es an die mittelalterliche Darstellung des ausgebreiteten Mantel Mariens mit den Schutzsuchenden darunter.

Am 15. August, dem Tag Mariä Himmelfahrt, darf daher der Frauenmantel nicht fehlen in den traditionellen, selbst gebundenen Kräuterbuschen. Auch im natürlichen Umfeld bereichert die Alchemilla: ihre gelbgrünen, büschelförmigen Blütenstände bilden bis in den Oktober hinein eine wertvolle Nektarquelle und zudem gelten etliche Arten als gutes Viehfutter. Frühmorgens zeigt sich der Frauenmantel von seiner schönsten Seite: auf den Blättern sammelt sich Wasser in Form von kleinen, funkelnden Kugeln, die im Laufe des Vormittags in die trichterförmige Blattmitte fließen, um einen silbrig glänzenden See zu bilden, der hinterher abläuft. Zugleich scheidet die Pflanze morgens an den Blatträndern sogenannte Guttationstropfen ab, die wie schimmernde Perlen am Blatt hängen und das selbst an Tagen, an denen es keinen Tau gibt.

Im Mittelalter schrieb man diese Phänomene einer geheimnisvollen Zauberei zu, daher der lateinische Name „Alchemilla“ – die kleine Alchemistin. Heute erklärt man sich die Erscheinung einerseits mit dem Lotuseffekt: Infolge einer noppenartigen Wachsbeschichtung der Blätter perlt das Wasser mitsamt dem Schmutz von selbst ab. Und andererseits weiß man heute von der Guttation, einer aktiven Wasser- und Mineralsalzausscheidung, die einen steten Transport innerhalb der Pflanze möglich macht.

Obwohl die Gattung Frauenmantel als vielseitig angepasst und genügsam beschrieben wird, braucht sie sonnige bis halbschattige Plätze. Waldränder und Wiesen mit entsprechendem Vorkommen sollten daher bei der Pflege ausgelichtet bzw. immer wieder entbuscht werden, alles Maßnahmen, die der LPV berücksichtigt. Auf dass die zauberhafte Alchemistin bei uns dahoam sein kann.

Pressemitteilung vom 01.09.23:

Großes Streuobstprojekt für den Landkreis Miesbach

Pünktlich zur Haupterntezeit vom hauseigenen Obst hat auch das neue Projekt für Streuobst im Landkreis Miesbach Fahrt aufgenommen, welches seit Juli dieses Jahres samt zuständigen Projektleiter vom Landschaftspflegeverband Miesbach koordiniert wird. Das Ziel davon ist die Umsetzung des Streuobstpaktes, welcher von der bayerischen Staatsregierung zusammen mit wichtigen gesellschaftlichen Gruppen geschlossen wurde, im Landkreis vorantreiben. Dabei geht es vor allem um den Erhalt des noch bestehenden Altbestands an Obstbäumen in Streuobstwiesen, sowie um die Pflanzung neuer Bäume. Hierfür sollen in ganz Bayern bis 2035 nicht weniger als 1 Mio. Bäume gepflanzt werden. Ein großes Ziel, wofür alle Landkreise anpacken müssen.

Streuobstwiesen prägen in den traditionellen Streuobstgebieten bereits über Generationen hinweg das Landschaftsbild und sind ein wichtiger Bestandteil unserer Kulturlandschaft. Darüber hinaus dienen sie vor allem als Lebensraum für über 5000 Tier- und Pflanzenarten. Gerade deshalb lässt sich die Wertschöpfung einer artenreichen Kulturlandschaft nirgends besser abbilden als in einer Streuobstwiese. Von der Pflanzung und Pflege der Bäume über die Mahd und Weide der Wiese bis hin zur Verwertung und Vermarktung des Obstes, bildet die Form des extensiven Obstbaus viele Tätigkeitsfelder ab. Im letzten halben Jahrhundert sind jedoch die Streuobstbestände in Deutschland mit nahezu 70 Prozent stark zurückgegangen. Auch die Pflege zum Erhalt von bestehenden Streuobstwiesen wird vielerorts aufgrund fehlenden Wissens oder des zu hohen Aufwandes vernachlässigt.

Diesem Trend möchte „der Bayerische Streuobstpakt“ entgegenwirken und hat sich deshalb die oben genannten Ziele gesetzt. Auch im Landkreis Miesbach wurden durch den Landschaftspflegeverband bereits in 2022 die ersten Streuobstbäume gepflanzt. Ab 2023 soll mit dem 4- jährigen Streuobst-Projekt das landkreisweite Potential für Streuobstwiesen vollumfänglich ausgeschöpft werden. Dafür möchte der Landschaftspflegeverband vor allem landwirtschaftliche Betriebe gewinnen, die bereits eine Streuobstwiese bewirtschaften. Denn ein wichtiges Kriterium für eine Förderung durch das neue Projekt ist eine nachhaltige Verwertungsstrategie für das anfallende Obst in ca. 10 Jahren. Aber es können auch andere Personen und Verbände mitmachen, welche über eine geeignete Fläche verfügen, Interesse am Thema allgemein haben und hierbei eine mögliche Vermarktungsidee für die Zukunft sehen. Dabei ist jedoch zu erwähnen, dass keine Pflanzungen in Hausgärten oder rechtlich notwendige Pflanzungen (Ausgleichserfordernisse) unterstützt werden können. Für interessierte Privatgärtenbesitzer können die lokalen Gartenbauvereine fachliche Unterstützung anbieten.

Am 27. Oktober 2023 werden zudem auch die 50 Bäume des Sortenerhaltungsgarten für den Landkreis Miesbach gepflanzt. Dabei sollen alte vergessene Apfel- und Birnensorten aus dem Projekt Apfel-Birne-Berge zum Erhalt der speziellen Sortenvielfalt des Voralpenraums gepflanzt und langfristig gesichert werden.

Wie unterstützt der LPV-Miesbach Streuobst-Interessierte und Eigentümer*innen?

  • Beratung und Unterstützung bei Standort und Sortenfragen
  • Bereitsstellung von Obst-Hochstämmen, (Stammhöhe min. 180cm)
  • Bereitsstellung von benötigtem Material zur Pflanzung (Anbindung, Startdüngung, etc.)
  • Bereitsstellung der benötigten Schutzmaßnahmen
  • Beratung und Unterstützung beim Altbaumschnitt
  • Maßnahmen für langfristigen Erhalt und die nachhaltige Entwicklung der Streuobst-Altbestände

Weitere Informationen unter www.lpv-miesbach.de

Ansprechpartner für das Streuobstprojekt Miesbach ist Uli Berkmann (ulrich.berkmann@lpv-miesbach.de) vom LPV-Miesbach.

Foto: LPV Miesbach

Pressemitteilung vom 27.07.23:

Bei uns dahoam - der goldene Scheckenfalter

Der Goldene Scheckenfalter ist einer der Schmetterlinge, der im Laufe des letzten Jahrhunderts europaweit am stärksten zurückgegangen ist. Früher noch auf vielen Feuchtwiesen zu Hause, gilt er mittlerweile in ganz Deutschland als stark gefährdet und vom Aussterben bedroht. „Bei uns dahoam“ jedoch und in weiteren Niedermooren des Voralpenlandes ist er punktuell nach wie vor noch zu finden, wodurch Bayern für den Arterhalt eine besonders hohe Verantwortung trägt. Sieht man von Ende Mai bis Anfang Juli einen mittelgroßen Tagfalter mit kontrastreichen, hell- bis dunkelorangen, rechteckigen Flecken auf braunen Grund, das Ganze am Flügelrand bandartig angeordnet, handelt es sich höchstwahrscheinlich um diesen Edelfalter.

Sein zweiwöchiges Leben verbringt der goldene Scheckenfalter auf blühreichen Wiesen, um sich von Nektar zu ernähren. Dabei reicht das Spektrum vom gelbblühenden Löwenzahn, Wundklee oder Zypressenwolfsmilch über den rosafarbenen Wiesenknöterich bis hin zur violett blühenden Witwenblume oder Distel. Die Weibchen legen nach erfolgreicher Paarung mehrere hundert Eier auf der Unterseite von Futterpflanzen ab. Auf Feuchtwiesen ist für die Raupen der Teufelsabbiss lebensnotwendig, auf Trockenrasen brauchen die Raupen die Taubenskabiose. Die Raupen sind schwarz gefärbt und leben in einem gemeinsamen Gespinst, das sich durch Fraß von Blatt zu Blatt ausbreitet, um sich ab August in ein neu gebautes Überwinterungsgespinst am Boden zurückzuziehen. Erst im kommenden Frühling vereinzeln sie sich und tauchen nach einer Verpuppungsphase wieder als goldener Scheckenfalter auf.

Obwohl der Schmetterling ein „Viel-Biotop-Bewohner“ ist, sind für die Entwicklung der Raupen nur wenige Futterpflanzen überlebenswichtig. Letztere entfalteten sich früher vor allem durch die Bewirtschaftung der nährstoffarmen Streuwiesen durch Landwirte. Heute pflegt der LPV aufgegebene Flächen mit nachgewiesenem Vorkommen über ein individuell angepasstes Mahd-Regime: möglichst späte Mahd im Jahr und Bereiche, wo wertvolle Futterpflanzen und Brachflächen stehen bleiben. Mit Hilfe der komplexen Maßnahmen bleibt unser Landkreis der besonderen Verantwortung für den Erhalt des goldenen Scheckenfalters gerecht.

Pressemitteilung vom 15.06.23:

Bei uns dahoam - der Bocksbart

Ab Mai kommen sie wieder und leuchten wie Sonnen in der Wiese – es ist die Rede von den großen Blütenständen des Wiesen-Bocksbartes. Die goldgelben Blütenkörbe haben einen Durchmesser von bis zu sechs Zentimetern und ähneln vom Aufbau her dem Löwenzahn. Auch der Milchsaft, der in allen Pflanzenteilen enthalten ist, weist auf diese Verwandtschaft hin. Die lanzettlichen, bläulich-grünen Blätter und die Höhe von bis zu achtzig Zentimetern hingegen bilden deutliche Unterschiede zum Löwenzahn. Die Blütenkörbchen des Wiesen-Bocksbartes sind voll von nahrhaftem Pollen und Nektar, allerdings sollten Besucher wie Bienen, Käfer und Schmetterlinge schon vormittags unterwegs sein, da sie sich nur von ca. acht Uhr früh bis zur Mittagszeit hin öffnen. Sobald der Blütenstand welk wird, schließen sich die Hüllblätter und die abgeblühten Zungenblüten ragen ähnlich einem Ziegenbart heraus, was der Pflanze ihren Namen gab.


Der Wiesen-Bocksbart ist auf die Verbreitung durch Samen angewiesen und hat seine länglichen Früchtchen zur großen „Pusteblume“ mit fast acht Zentimetern Durchmesser angeordnet. Die Samen sind durch die kleinen Schirme flugfähig, können aber auch durch ihre Klettwirkung am Fell anhaften. Im Volksmund wird der Wiesen-Bocksbart auch Hasenbrot, Milchblume oder Zuckerblume genannt, da alle seine Teile essbar sind. Die einen schmecken süßlich, andere wiederum haben immunstärkende Schleimstoffe und die Speicherorgane enthalten zudem das nahrhafte Kohlenhydrat Inulin. Man findet den Wiesen-Bocksbart auch auf Fettwiesen mit tiefgründigen Böden und an sonnigen bis halbschattigen Plätzen bis auf 2000 m Höhe.


Auf vielen Flächen, die der LPV pflegt, gibt es natürlicherweise den ökologisch wertvollen Wiesen-Bocksbart. Hier wird relativ spät gemäht, damit die Pflanze vorher ihre Früchtchen über die „Pusteblume“ verbreiten und somit „bei uns dahoam“ bleiben kann.

Pressemitteilung vom 08.11.22:

Bei uns dahoam - die Eberesche

Hübsch, robust und nützlich – so wird der zierliche Baum mit der locker gehaltenen Krone charakterisiert. Es geht dabei um die Eberesche, im Volksmund auch Vogelbeerbaum genannt.

Ihre hübsche Seite zeigt die Eberesche vor allem ab September. Schon von weitem leuchten büschelweise die orangeroten, ovalen bis runden Früchtchen. Im Alltag spricht man von Beeren, bei genauerem Hinsehen erkennt man jedoch, dass es sich im botanischen Sinne um kleine Apfelfrüchte handelt. Sie sind keinesfalls giftig, schmecken jedoch vor den ersten Frösten aufgrund der Parasorbinsäure bitter. Sowohl der Aufbau der Früchte als auch die unpaarig gefiederten Blattspreiten zeigen uns, dass die Eberesche zur Familie der Rosengewächse gehört.

Wie viele andere aus der Familie der Rosengewächse ist die Vogelbeere frosthart und windfest, Darüber hinaus kommt sie praktisch mit allen Bodentypen zurecht. Daher ist der Baum bei uns an unterschiedlichsten Waldrändern, in Hecken und sogar in den Höhenlagen der Alpen zu finden. Aufgrund der hohen Resistenz gegenüber Schadstoffen wird die genügsame Eberesche auch gerne von Gartenarchitekten und Landschaftsgärtnern innerhalb der Städte gepflanzt.

Am eindrucksvollsten ist jedoch der hohe ökologische Wert der Eberesche für die Tierwelt: Bisher wurden einunddreißig Säugetierarten und über siebzig Insektenarten nachgewiesen, die von der Eberesche Nahrung gewinnen. Darunter zählen Eichhörnchen, Haselmaus, Siebenschläfer, sowie etliche Kleinschmetterlinge und Rüsselkäfer. Allen voran aber nutzen über sechzig Vogelarten die Beeren im Winter als Nahrungs- und Vitaminlieferant: etwa Eichelhäher, Singdrossel, Rotkehlchen, Kleiber, Gimpel oder Seidenschwänze – womit sich der umgangssprachliche Name Vogelbeerbaum bewahrheitet. Der Landschaftspflegeverband lässt bei der Pflege von Waldrändern oder Hecken den wertvollen Baum stehen, damit die Lebensgrundlage unserer einheimischen Tiere erhalten bleibt.

Pressemitteilung vom 13.09.22:

Bei uns dahoam - die Wiesen-Knautie

„Blaue Blumen bevorzugt?“, überlegt man, wenn man im Hochsommer vor einer blütenreichen Wiese steht und dem Treiben der Insekten zusieht. Eine bei uns häufig vorkommende, blauviolette Blüte sieht man fast nie ohne Schmetterling: die Wiesen-Knautie. Die krautige Pflanze gedeiht am besten auf nährstoffarmen Wiesen mit extensiver Bewirtschaftung, zudem an Wegrändern oder auf Halbtrockenrasen. Sie ist an ihren lilablauen, angenehm duftenden Blütenköpfchen erkennbar. Diese stellen eigentlich einen Blütenstand aus bis zu fünfzig, violetten Einzelblüten in verschiedenen Entwicklungsstufen dar: Nach dem Öffnen der Einzelblüte werden zunächst die blauen Staubbeutel mit dem nährstoffreichen Pollen präsentiert, um später die rosafarbenen Griffel für die Bestäubung zu zeigen. In allen Blüten ist immer Nektar zu finden. Damit ist der Tisch für Insekten stets gedeckt und ein Anflug an die Köpfchen der Wiesen-Knautie lohnt sich jedes Mal während der Blütezeit von Mai bis Oktober. Und danach bilden sogar die Früchtchen mit ihren kleinen, nahrhaften Ölkörpern eine wertvolle Insektennahrung.


Da ist es nachvollziehbar, dass es die leicht zu pflegende Wiesen-Knautie mittlerweile sowohl als Pflanze als auch in Saatgutmischungen zu kaufen gibt. Insektenliebhaber sollten bei Letzteren vor allem die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung beachten: Blaue und gelbe Blüten gelten für Bienen als besonders attraktiv und werden häufiger angeflogen. Als Grund wird bisher die Ausstattung an Fotorezeptoren im Insektenauge vermutet. Diese sind vor allem für ultraviolette, blaue und grüne Wellenlängen empfänglich und ermöglichen Bienen einen völlig anderen Farbeindruck: So können sie zwar zusätzlich ultraviolettes, dafür aber kein rotes Licht wahrnehmen.


Egal ob gelb, blau oder rot: der Landschaftspflegeverband setzt sich für alle Blütenpflanzen ein, wohl wissend, welchen unschätzbaren Beitrag besonders häufige Arten für das natürliche Gefüge leisten. Die Pflegekonzepte für die Streuwiesen berücksichtigen, dass die Wiesen-Knautie nur gelegentliche Mahd verträgt. Auf dass die wertvolle Pflanze bei uns dahoam sein kann.

Pressemitteilung vom 02.08.22:

Bei uns dahoam - die grüne Flussjungfer

Im Sommer sieht man sie wieder: Die farbenprächtig funkelnden Akrobaten der Lüfte, die Libellen. Eine kann man sogar im Flug relativ sicher bestimmen: die mittelgroße, Grüne Flussjungfer, mit ihren leuchtend grünen Augen, dem lindgrünen Brustteil und der gelb schwarzen Zeichnung des Hinterleibs.

Ihre waghalsigen und zugleich geschickten Flugmanöver faszinieren: Libellen können sowohl rüttelnd in der Luft stehen, als auch rasant beschleunigen, um anschließend scheinbar abrupt stehenzubleiben. Möglich ist dies durch ihre kräftige Flugmuskulatur und durch die Fähigkeit, die Flügelpaare unabhängig voneinander zu bewegen. Mit Hilfe ihrer Flugkünste erjagen sie verschiedenste Insekten, wie Mücken oder Bremsen.

Der Lebenszyklus der Libelle beginnt als Ei im Wasser. Das Weibchen gibt nach einem spektakulären Hochzeitsflug unauffällig und in Sekundenschnelle Eiballen in die Gewässermitte, meist in freies Wasser, ab. Die seltene Grüne Flussjungfer braucht dafür sehr sauberes Wasser, das nicht zu kühl, aber dennoch abschnittsweise beschattet sein sollte. Ein kiesig-sandiger Untergrund mit geringer Wassertiefe ermöglicht eine Weiterentwicklung zur Libellenlarve.

Bei der grünen Flussjungfer dauert dieser Prozess mit circa zehn Häutungen bis zu vier Jahre. Um diese lange Phase zu überleben, sind die Larven nachtaktiv. Sie verstecken sich vor Fressfeinden, indem sie sich im Sediment vergraben und wenig bewegen. Nur mit Augen und Fühlern erspähen und erfühlen sie ihre Beute, Kleinstlebewesen des Wassers.

An einem Sommertag zwischen Mai und August ist es letztendlich soweit: die fertige Grüne Flussjungfer schlüpft, um danach auf Streuwiesen, an Waldrändern und Lichtungen Nahrung für ihre Eiablage zu gewinnen und somit den neuen Lebenszyklus wieder starten zu können. Der LPV pflegt die Streuwiesen fachkundig so, dass der Insektenreichtum verstärkt und damit auch Libellen genügend Nahrung finden können. Auf dass auch die seltene, schöne Grüne Flussjungfer bei uns dahoam sein kann.

Pressemitteilung vom 22.06.22:

Bei uns dahoam - der Frühlingsmohrenfalter

Wenn man auf die Erhebung des Taubenbergs schaut, klingt es schon sehr fantastisch, sich diesen als Eisbrecher vorzustellen, der die Gletscherströme aus dem Isar- und Inntal aufhielt. Unter anderem dadurch erklärt man sich heute die große Variationsbreite an Lebewesen auf dem voralpinen Kegel. Besonders für die Gruppe der Schmetterlinge wurde diese Vielfalt immer wieder von Experten dokumentiert: allein in der letztjährigen Kartierung konnten bei Begehungen bereits etwa fünfzig unterschiedliche Tagfalterarten beobachtet werden, unter anderem der wunderschöne Frühlingsmohrenfalter.

Kontrastreich heben sich die bis zu fünf orangefarbenen, runden Augen-Flecken mit weiß-schwarzem Kern von den dunkelbraunen Flügeln ab. Der Schmetterling liebt trockene bis mäßig feuchte, extensiv genutzte Wiesen und lichte Waldränder. Wichtig sind außerdem unterschiedliche Süßgräser wie Trespe, Schwingel oder Zwencke, die als Raupenfutter dienen und nicht zuletzt nektarreiche Blüten, die eine Nahrungsquelle darstellen. Die Raupe wächst im Verlauf des Sommers heran, überwintert am Boden und verpuppt sich erst im darauffolgenden Frühjahr, um schließlich ab Mai zu schlüpfen. Während der Frühlingsmohrenfalter im voralpinen Moor- und Hügelland bereits auf der Vorwarnliste der Gefährdung steht, kommt er am Taubenberg noch mehrfach vor. Dies ist nicht nur der geologischen sondern auch der kulturellen Geschichte des Taubenbergs zu verdanken. Jahrzehntelang haben Landwirte die Wiesen des Taubenbergs extensiv bewirtschaftet, um Einstreu zu gewinnen und dadurch mit ihrer Arbeit einen idealen Lebensraum für den prächtigen Edelfalter geschaffen. Heutzutage wird die Einstreu nur in Ausnahmefällen benötigt. Infolgedessen werden die wertvollen Wiesen nicht mehr gemäht und verbuschen mit der Zeit. Für eine Lösung dieser komplexen Situation setzt sich der LPV ein: Anhand der Daten aus der Kartierung wird die bisherige Pflege durch den Verband optimiert. Die Umsetzung der Maßnahmen wird gerne in die professionellen Hände von Landwirten aus der Region gelegt. Damit bildet der Landschaftspflegeverband unter anderem eine gelungene, kommunikative Schnittstelle zwischen Landwirtschaft und Naturschutz – auf dass auch der Frühlingsmohrenfalter weiterhin bei uns dahoam sein kann.

Pressemitteilung vom 07.04.2022:

Bei uns dahoam - das Märzveilchen

„Frühling lässt sein blaues Band, wieder flattern durch die Lüfte,…. Veilchen träumen schon, wollen balde kommen…“ – auch noch heute, fast 200 Jahre nach Mörickes Gedicht begrüßen wir die ersten Veilchen mit sehnsüchtiger Freude als Frühlingsboten. Eines der Ersten, das Duftveilchen, blüht bereits ab März. Dies ist nur deshalb möglich, da es auf einen Vorratsspeicher, dem Rhizom, einen dicht über dem Boden wachsenden, verdickten Spross oberhalb des Wurzelstocks zurückgreifen kann.

Das Märzveilchen ist sowohl an den herzförmigen Blättern als auch an den fünf violetten Kronblättern mit nach hinten gewachsenem, geradem Sporn erkennbar. Häufig sind ganze Blütenkissen mit zahlreichen, kleinen Blumen zu finden. Allen voran aber bezaubert es durch seinen zarten, angenehmen Wohlgeruch, der schon vor mehreren Jahrzehnten Eingang in die Parfümindustrie gefunden hat und mittlerweile künstlich hergestellt werden kann.

Mit dem betörenden Duft lockt das Veilchen im Frühjahr vor allem Bienen und Hummeln, aber auch später im Jahr wartet es mit einer unwiderstehlichen Attraktion auf: An seinen Samen bildet es ein sogenanntes Elaiosom, das ist ein nahrhaftes, ölhaltiges Anhängsel. Dies wird besonders von Ameisen geliebt und gesammelt. Damit machen die Ameisen so ganz nebenbei eine Ausbreitung des geschätzten Duftveilchens möglich.

Auch der LPV weiß von den Zusammenhängen eines natürlichen Gefüges. Deshalb werden zum einen im Herbst bei den zu mähenden Wiesen Horste mit Rhizomen stehengelassen und zum anderen Ameisen an Waldrändern willkommen geheißen. Auf dass ein frühes Wiedererwachen der Natur „bei uns dahoam“ ist.

Pressemitteilung vom 17.03.2022:

Bei uns dahoam - der Zitronenfalter

„Die Schneeflocken sind die Schmetterlinge des Winters.“ Bei diesem Spruch tut sich die Frage auf, was wohl die echten, zart gebauten Falter in der kalten Jahreszeit machen. Um den Winter zu überleben, haben sie zahlreiche und ausgeklügelte Überlebensstrategien entwickelt: Viele unterbrechen ihren Entwicklungszyklus in der Kältephase, entweder als Ei, Raupe oder Puppe, geschützt im oder am Boden. Nur wenige Tagfalter überwintern tatsächlich als Schmetterling, versteckt in kleinen Höhlen oder auf Dachböden, wie der „Kleine Fuchs“ oder das „Tagpfauenauge“. Am faszinierendsten ist jedoch der „Zitronenfalter“, der sich direkt an der Pflanze scheinbar einfrieren lässt. Dabei verharrt er mehrere Monate mit zusammengeklappten Flügeln, als Blatt getarnt, ungeschützt an Stängeln oder Ästen.

Wie funktioniert das?

Während der ersten kühleren Tage scheidet der Zitronenfalter zunächst überflüssiges Wasser ab. So wird verhindert, dass spitze Eiskristalle die Zellen zerstören. Währenddessen bildet er außerdem ein körpereigenes Frostschutzmittel, ein Gemisch aus Glyzerin, Sorbit und Glycopeptiden, was bis zu minus 20 °C wirksam ist und ein Überleben fast immer garantiert. Ab Ende Februar gehört der wunderschöne Schmetterling dann zu den ersten Frühlingsboten. Die zitronengelb gefärbten Männchen gehen auf Paarungssuche, die weißlich-grün gefärbten Weibchen legen ihre Eier anschließend meist an Faulbäumen ab. Hier entwickelt sich von Ende Juni bis Anfang August die neue Generation, die bereits nach zwei Wochen in eine Art Sommerschlaf fällt. Erst im Frühherbst werden die jungen Falter wieder aktiv, um sich für ihre schwierigste Zeit, den Winter, zu rüsten. Das Winterquartier kann eine Baumspalte, die Unterseite eines Brombeer- oder Stechpalmenblattes, ein Efeudickicht oder ein Pflanzenstängel sein. Jeder Garten, der „unaufgeräumte“ Ecken hat, erleichtert den zarten Wesen das Überwintern. Auch der LPV berücksichtigt dies bei der Spätpflege der Wiesen, indem ungemähte Bereiche oder einzelne Grasbüschel über den Winter stehen bleiben dürfen.

Pressemitteilung vom 22.11.2021:

Bei uns dahoam - Schwalbenwurz-Enzian

Eine der schönsten Blumen der Bergwelt ist der Enzian mit seinen leuchtend blauen Blüten. Von den etwa 30 verschiedenen Enzian-Arten der Gebirge Mitteleuropas ist eine sogar bis ins Voralpenland hinein heimisch: der Schwalbenwurz-Enzian. Erkennbar an den kreuzgegenständig sitzenden, lanzettlichen Blättern, die in den oberen Blattachseln im Herbst ein bis drei Blüten tragen. Diese erinnern an Glocken und haben die typische, wunderschöne dunkel-azurblaue Blütenkrone. Dabei ist sie außen dunkelblau gefärbt und innen rotviolett punktiert.

Der botanische Name Gentiana weist auf den König Gentius von Illyrien hin, der angeblich als Erster die Heilkräfte der Pflanze entdeckt hat. Tatsächlich enthalten vor allem die Wurzeln bittere Glykoside, die in der Volkskunde wohldosiert medizinisch verwendet wurden. Heutzutage ist die Pflanze geschützt, da sie eine große Bedeutung im Naturgefüge, speziell für den Entwicklungszyklus seltener Schmetterlinge hat. Der Enzian-Ameisenbläuling etwa legt seine Eier sehr gerne auf dem Schwalbenwurz-Enzian ab. Die Raupen wandern zu den Blütenknospen und ernähren sich von den Samenanlagen. Nach mehrmaliger Häutung lassen sie sich auf den Boden fallen und werden von einer bestimmten Ameisenart in deren Nest getragen. Weil sie den Geruch der Ameisenlarven imitieren und ähnliche Geräusche wie die Ameisenköniginnen erzeugen, werden die Schmetterlingslarven bis ins kommende Frühjahr zur Verpuppung gefüttert. Danach machen sie sich als wunderschöner, blau leuchtender Schmetterling wieder auf die Suche nach dem Schwalbenwurz-Enzian.

Dieser komplizierte, nur für Kenner sichtbare Entwicklungszyklus findet noch auf verschiedenen Streuwiesen am Taubenberg statt – dort kommen sowohl der Schwalbenwurz-Enzian als auch Ameisen vor. Für den Fortbestand ist allerdings eine angepasste Pflege wichtig, in diesem Falle etwa eine späte Mahd, damit der Falter seine Entwicklung abschließen kann.
Der LPV kennt diese Standorte und hat die Möglichkeiten eine adäquate Pflege in die Wege zu leiten. Auf dass der Schwalbenwurz-Enzian auch weiterhin bei uns dahoam ist.

Pressemitteilung vom 13.10.2021:

Bei uns dahoam - Bergkräuter

„Da summa is umma“ – der Almabtrieb im September markiert häufig das Ende des Sommers und den Beginn des Herbstes. Sofern Menschen und Tiere die Saison unversehrt und gesund überstanden haben wird noch vielerorts das Vieh liebevoll aufgekränzt und geschmückt. Einen wesentlichen Beitrag zur Vitalität und körperlichen Fitness der Tiere liefern die saftigen Bergwiesen mit ihren vielen Kräutern, eines davon die großblütige Braunelle.

Der Lippenblütler gehört zu den typischen Almblumen und wächst vor allem im kalkhaltigen Gebirge bis 2400 m Höhe. Ab Juni ist die großblütige Braunelle schon von weitem anhand ihrer leuchtenden, lilafarbenen Blüten zu sehen. Diese sitzen oberhalb des obersten Laubblattes, in einer dunkelviolett gefärbten Scheinähre, kompakt quirlig angeordnet. Die großen, wunderschönen lila Farbtupfer prägen die bunte Vielfalt der Almen bis in den September hinein. Obwohl sich der Name „Braunelle“ vermutlich von der erfolgreichen Anwendung des Krautes bei Diphtherie, früher Bräune-Krankheit genannt, herleitet, ist das medizinische Potential erst wieder über Studien neu entdeckt worden. Die Braunelle gilt als entzündungshemmend, wundheilend, ja sogar antibiotisch, Ihre ätherischen Öle lindern Atemwegs- sowie Magen-Darmerkrankungen und zeigen auch bei Herpes heilende Wirkung. Es stellte sich praktisch heraus, dass die Braunelle ein Allheilmittel ist, das zugleich noch vorbeugend die Immunabwehr stärkt. Kein Wunder also, dass die Almwiesen für die Entwicklung und Vitalität des Jungviehs als wertvoll gelten, obgleich ihre Bewirtschaftung mit sehr viel Arbeit und Leidenschaft verknüpft ist. Nur durch das gründliche Abweiden der Wiesen mit Hilfe des Viehs bei entsprechender Weidelenkung und das regelmäßige Schwenden durch die Senner können uns heute die weitläufigen Almflächen mit ihrer einzigartigen Kräutervielfalt erhalten bleiben.

Der Landschaftspflegeverband setzt sich für die artenreichen Bergwiesen ein, indem er zum Beispiel Landwirte bei der Entbuschung verbrachter Flächen und der Verbesserung des Weidemanagements unterstützt. Damit die Bergkräuter mit der großblütigen Braunelle bei uns dahoam sein können

Pressemitteilung vom 08.09.2021:

Bei uns dahoam - Schmetterlingsreichtum am Taubenberg

„Wer Schmetterlinge lachen hört, weiß wie Wolken schmecken.“ Dieses Zitat von Novalis beschreibt das Gefühl von Faszination und Freiheit, das beim Anblick der schönen Falter aufkommt. Kein Wunder, dass dem Beobachter in abwechslungsreichen Landschaften sofort ein Schmetterlingsreichtum auffällt. Bei uns im Landkreis wurde dieser bereits vor zwanzig Jahren an Lichtungen des Taubenbergs dokumentiert. Ob das immer noch so ist, wollte der deutschlandweit bekannte Experte Markus Bräu über eine aktuelle Studie herausfinden. Wir haben ihn dazu befragt.

Herr Bräu, wie kann man sich so eine Untersuchung vorstellen?

Aufgrund der begrenzten Flugzeiten geht man mehrmals an sonnigen Tagen die jeweiligen Flächen systematisch ab und notiert dabei Arten sowie Anzahl an Exemplaren. Diesmal wurden nicht nur die Tagfalter, sondern auch Wanzen, Käfer sowie weitere beobachtete Insekten aufgenommen.

Und das Ergebnis?    

Obwohl mir unzählige Gebiete im Süden Bayerns vertraut sind, war ich doch sehr begeistert von dem immer noch vorhandenen Artenreichtum am Taubenberg. Von den 176 bayernweit vorkommenden Tagfaltern konnten 54 nachgewiesen werden, davon gelten 31 Arten als bestandsbedroht oder rückläufig. Hinzu kommt, dass aufgrund des rauen Klimas am Taubenberg der Natterwurz-Perlmuttfalter (Bild) außeralpin meiner Kenntnis nach sonst nirgendwo so häufig und individuenreich vorkommt. Auch der Randring-Perlmuttfalter hat hier ungewöhnlich reiche Bestände. Zusammenfassend kann man sagen, dass sowohl die Gesamtartenzahl als auch die Rote-Liste-Arten-Quote sehr beachtlich sind.

Was ergibt sich aus den neuen Daten?       

Ganz dringlich wäre eine angepasste, regelmäßige Pflege der Streuwiesen und Lichtungen. Der helle Wiesenknopf Ameisenbläuling etwa, der noch sehr zahlreich vorkommt, braucht eine späte Mahd, um eine Raupenentwicklung sicherzustellen. Umgekehrt wäre es wichtig, einige mangels Pflege mit Buschwerk zugewachsene Wiesen im Nordosten des Taubenbergs aufzulichten, um zum Beispiel dem Wald-Wiesenvögelchen wieder Lebensräume zu schaffen. Herr Bräu, Danke für das Gespräch!

Der Landschaftspflegeverband pflegt eine Vielzahl an artenreichen Wiesen im Landkreis: Gelder werden akquiriert, Maßnahmen organisiert, an die Wetterlage angepasst und Aufträge vornehmlich an Landwirte aus der Region vergeben. Damit bei uns dahoam die Schmetterlinge immer noch „lachen“ können.

Pressemitteilung vom 04.08.2021:

Bei uns dahoam - Almen

„Wann i auf d´Alma geh, laß i mei´ Sorg dahoam“ – in den Liedern verkörpert die Alm seit jeher Frieden, Freiheit und damit Bayerische Lebensart. Wahrscheinlich gab es unsere Almen von Besiedelungsbeginn an. So konnten während des Sommers im Tal Felder bestellt und zugleich das natürliche Futter der Bergweiden genutzt werden. Erst seit dem letzten Jahrhundert wird die oberste Etage der Kulturlandschaft auch aufgrund der immensen Biodiversität geschätzt. Nach Meinung von Fachleuten gehören die Magerrasen auf Almen sogar zu den artenreichsten Flecken Europas. Eine Alm erhält sich jedoch nicht von allein, sondern braucht stete, intensive Pflege und Fürsorge durch den Almbauern. Wir haben eine Familie mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Almbewirtschaftung befragt, was das bedeutet.

Was gehört denn zur Senner-Arbeit?

Es beginnt bereits vor dem Auftrieb mit Zäunung, Entfernen von Unkräutern wie Adlerfarn, Disteln und Kreuzkraut, danach kümmert man sich mindestens einmal pro Tag um jedes Tier, meist Jungtiere. Parallel dazu sollten Wege, Zäune und Gebäude instandgesetzt werden. Ab Juli rückt zusätzlich das „Schwenden“ in den Vordergrund, damit meint man das Entfernen von dornigem Gestrüpp, Sträuchern und kleinen Bäumen, um die großflächigen Wiesen offen zu halten. Die Arbeit geht eigentlich nie aus, In der Regel ist dies auch für eine Person nicht zu schaffen, bei uns hilft dafür in den Sommermonaten die Familie zusammen.

Warum der enorme Arbeitsaufwand?

Nach wie vor kann man zunächst Grünfutter sparen. Zugleich stellt die Beweidung die natürlichste und nachhaltigste Form der Fütterung dar. Wir wissen, dass die Tiere durch Bewegung und Kräuter wie Frauenmantel oder Thymian sehr vital werden und gesund bleiben. Auch der Zuchtverband hat mittlerweile geälptes Vieh als qualitativ hochwertiger anerkannt.

Worin liegen die Gefahren?

Tatsächlich können die Tiere auf der Alm durch Blitzschlag und Fehltritte verunglücken, Krankheiten spielen weniger eine Rolle. Wir sind deswegen jedes Jahr sehr erleichtert, wenn die Tiere wieder wohlbehalten und gesund gegen Ende September im Stall ankommen.

Der Landschaftspflegeverband unterstützt die Arbeit der Almbauern, die meist nur im Familienverband zu bewältigen ist, zum Beispiel bei der Adlerfarnbekämpfung oder bei besonders aufwändigen Entbuschungen. Voraussetzung ist, dass die Flächen danach dauerhaft durch geeignetes Weidemanagement offengehalten werden können. So profitieren auch die gesunden Kräuter, wie Hornklee, Thymian, Labkraut (im Bild) und die Artenvielfalt bleibt erhalten.

Pressemitteilung vom 15.07.2021:

Samenpäckchen für Blühwiesen aus regionaler Herkunft – warum ?

Der Landschaftspflegeverband Miesbach e.V. informiert am Markt in Holzkirchen

Im Projekt ‚Miesbacher Wiesen schaffen Vielfalt‘ der Initiative NATÜRLICH BAYERN will der Landschaftspflegeverband Miesbach die Bedeutung regionaler Pflanzen-Herkünfte für die Qualität von Blühflächen hervorheben und die Entwicklung wertvoller, insektenfreundlicher Lebensräume fördern.

Unsere Bilder von Sommer und Natur in unserer Heimat sind untrennbar mit bunten Blumenwiesen verbunden. Solche Wiesen sind nicht nur schön, sondern stehen auch für eine hohe Artenvielfalt.

Über Jahrtausende hinweg haben sich auf unseren Wiesen und Weiden ganz erstaunliche Beziehungen zwischen Tieren und Pflanzen entwickelt. Ihre Entwicklung ist sehr eng aufeinander abgestimmt und orientiert sich an den lokalen Gegebenheiten, wie Klima und Höhenlage. So ist es möglich, dass viele Wildbienen oder Schmetterlingsarten genau dann schlüpfen, wenn die Futterpflanze, die sie benötigen, gerade blüht. Eine faszinierende Synchronisation, wenn man bedenkt, dass viele Arten auf genau eine einzige Pflanzenart angewiesen sind.

Die regionalen Anpassungen gehen sehr weit. Beispielsweise variieren die Blühzeitpunkte der Wiesenflockenblume – einer ganz besonders beliebten Schmetterlingspflanze – um zwei bis drei Wochen zwischen den verschiedenen Herkünften. Für den Erhalt der Artenvielfalt ist es deshalb sehr wichtig, dass auf unseren Wiesen auch ‚gebietsheimische‘ Pflanzen wachsen. Ansonsten funktioniert das Zusammenspiel mit den Insekten nicht mehr, obwohl alles hübsch bunt aussieht. In vielen Fällen ist bei neuen Ansaaten seit März 2020 die Verwendung von regionalem Samenmaterial sogar gesetzlich verpflichtend!

Der Landschaftspflegeverband Miesbach setzt sich daher für die Verwendung regionaler Herkünfte bei der Anlage insektenfreundlicher Blühflächen ein. Gemeinsam mit Landwirten und Kommunen aus der Region schaffen wir so einen echten und fachlich fundierten Mehrwert für die Artenvielfalt vor unserer Haustüre.

Nähere Auskünfte – auch zu den rechtlichen Vorgaben - gibt der Landschaftspflegeverband am Markt in Holzkirchen am 25. und 28. August 2021. Hier bieten wir Ihnen auch kleine Samenpäckchen mit regional gesammelten Wiesensamen an.

Der LPV Miesbach ist Mitglied beim DVL, dem Dachverband der 181 Landschaftspflegeorganisationen in Deutschland. In Bayern gibt es 64 Landschaftspflegeverbände und vergleichbare Organisationen. Die Koordinierungsstelle der bayerischen Landschaftspflegeverbände ist beim DVL angesiedelt. Dieser koordiniert im Rahmen der Initiative NATÜRLICH BAYERN über fünf Jahre 30 Einzelprojekte bayerischer Landschaftspflegeverbände. Seit 2019 wurden über 300 Hektar Säume, Wiesen und Äcker als Lebensräume für Insekten neu angelegt oder aufgewertet. Die LPV berieten und schulten dazu bisher mehrere Hundert kommunale Akteure. Die Initiative wird im Rahmen des Blühpakts Bayern vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz mit rund drei Millionen Euro gefördert. Was sie so besonders macht, erfahren Sie unter www.natuerlichbayern.de.

Pressemitteilung vom 17.05.2021:

Bei uns dahoam - Almauftrieb

Was für ein kaltes Frühjahr: Unsere Berge leuchten immer noch weiß vom Schnee! Mit dem Beginn der Schneeschmelze startet auch der Almauftrieb. Den richtigen Zeitpunkt legt die Witterung fest. Eine alte Bauernregel besagt: „Das Futter soll dem Vieh ins Maul wachsen“ - bedeutet: sobald die Weideflächen grün werden soll es losgehen. Bayernweit sind im letzten Jahrzehnt viele Almflächen durch Überwucherung und Verbuschung verloren gegangen.

Der LPV engagiert sich mit Rat und Tat, um die traditionsreichen Almflächen wiederzubeleben und ihre Artenvielfalt zu bewahren. Die mageren Weiden sind Lebensraum vieler seltener Insekten und Pflanzen. Auch Siegfried Steinberger vom Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft der LfL in Grub arbeitet für den Erhalt der Almwirtschaft. Untermauert durch wissenschaftliche Daten sieht er in der uralten Form der Weidewirtschaft ein modernes, tiergerechtes Zukunftsprojekt, das sogar wirtschaftlichen Erfolg haben kann. Wir haben ihn dazu befragt.


LPV: Herr Steinberger, die alte Bauernregel spricht von einem möglichst frühen Almauftrieb. Ist das noch aktuell?
Steinberger: Ja, durch den Klimawandel hat sich der Vegetationsbeginn auf der Alm etwa um drei Wochen nach vorne verschoben. Durch einen zeitgerechten Auftrieb im Frühjahr kann das kräftige Frühsommerwachstum bestmöglich ausgenützt werden. Junges Futter ist nährstoffreich und leichtverdaulich, es wird von den Tieren sehr gerne gefressen, der Spruch ist also aktueller denn je.
LPV: Warum ist das frühe Abgrasen für den Erhalt der Flächen so wichtig?
Steinberger: Die Rinder verbeißen zu Vegetationsbeginn auch Pflanzen, die im Laufe des Sommers verholzen, etwa Borstgras und Zwergsträucher. Im jungen Wachstumsstadium sind diese relativ gut verdaulich und haben auch noch einen ansprechenden Nährwert. Durch die Klimaerwärmung wächst mittlerweile das Gras selbst in hohen Lagen explosionsartig, so dass bei spätem Auftrieb die Tiere an den Stellen verharren, wo es regelmäßig Jungwuchs gibt. Dadurch gibt es einerseits an den Fressinseln Überweidung, andererseits entsteht an Randbereichen ungenutzte Brache. Beides führt zur Reduktion der almtypischen Artenvielfalt und lässt Teilbereiche vergrasen und verkrauten.
LPV: Als Weidespezialist haben Sie nur durch gezieltes Almmanagement ohne Dünger 30-50% mehr Futter genutzt. Das klingt ja nach Zauberei?
Steinberger: In der Tat spreche ich vom Bild des „magischen Dreiecks“ der modernen Almbewirtschaftung. Erstens früher Auftrieb, zweitens mehr Vieh und drittens, ganz wichtig: eine gelenkte Weideführung. So kann sichergestellt werden, dass der Aufwuchs komplett abgeweidet wird, auch die Weidebereiche, die ansonsten verschmäht werden. Der Elektrozaun entspricht quasi dem Hütebub vergangener Jahrzehnte. Zudem ergibt sich durch eine gezielte Kopplung immer wieder eine Regenerationsphase, in der sich die gesunde Artenvielfalt wieder entwickeln kann.
LPV: Welche Hilfen bieten Sie an?
Steinberger: Es gibt das Beraternetz des LfL, zusätzlich bieten wir auch Schulungen und Vorträge an, weiterhin kann man sich Arbeitskreisen anschließen und nicht zuletzt: Mich persönlich kontaktieren. Mir liegt eben sehr am Erhalt der traditionsreichen Almwirtschaft!
LPV: Danke sehr für das Gespräch Herr Steinberger!

Auch für den LPV ist die Unterstützung der Almbauern eine Herzenssache: durch konkrete Arbeitseinsätze wie Entbuschung und Adlerfarnbekämpfung sollen die Flächen für die Beweidung erhalten bleiben, so dass sich anschließend die typischen Almblumen und gesunden Kräuter wieder entwickeln können. Die Erhaltung der uralten Almwirtschaft ist ein gemeinsames Ziel von Landwirtschaft und Naturschutz. Damit Kräuter und Tiere der Almen weiterhin bei uns dahoam sind.

Pressemitteilung vom 15.04.2021:

Bei uns dahoam - Der Frühlingsenzian

Auf sonnigen Almwiesen bildet er die ersten tiefblauen Farbtupfer gleich nach der Schneeschmelze: der Frühlings-Enzian. Seine intensiv leuchtenden Blüten locken bereits ab April zahlreiche Tagfalter und Hummeln an. Charakteristisch ist die azurblaue, stieltellerförmige Blüte mit ausgebreiteten Kronblättern, die auf einem kurzen, vierkantigen Stängel sitzt. Im Volksmund nennt man den Frühlings-Enzian auch liebevoll „Schusternagerl“, da er an die Holznägel erinnert, mit denen einst Schuster die Sohle befestigten. Er ist der kleinste der Enziane und vor allem durch die frühe Blütezeit von seinem Verwandten, dem bayerischen Enzian gut zu unterscheiden. Außerhalb der Blütezeit kann man anhand der mittelgrünen, feinen Blattrosette auf mageren, kalkreichen Wiesen das Vorkommen ausmachen. Der Frühlings-Enzian ist ein geschütztes Kleinod und wird seit Jahren als gefährdet eingestuft. Dies liegt vor allem daran, dass er bei Düngung verschwindet. Bei uns ist er noch vereinzelt im Voralpenland und vor allem auf der Alm zu finden. Naturbewussten Landwirten und engagierten Almbauern, die sich die Möglichkeit leisten, ihre Wiesen in Maßen zu beweiden, verdanken wir den erfreulichen Anblick der wunderschönen Pflanze! Die Weidetiere unterstützen das Wachstum besser als jede Mahd, indem sie die Konkurrenten des Frühlings-Enzians, höherwüchsige Kräuter, abfressen. Zudem regt das Abgrasen und das moderate Betreten durch Vieh die Ausbreitung der feinen Blattrosette an. Dem LPV sind diese vielschichtigen Zusammenhänge bewusst. Deshalb werden Landwirte, die ihre Flächen extensiv beweiden, unterstützt. Gleichzeitig werden geeignete, sonnige Weideflächen mit Hilfe des LPV aufwändig entbuscht, um diese wertvollen Lebensräume zu erhalten. Auf dass der farbenprächtige, leuchtend blaue Frühlings-Enzian auch weiterhin „bei uns dahoam“ sein kann.

Pressemitteilung vom 16.03.2021:

Bei uns dahoam - Amphibienwanderung

„Liebe macht blind“ – „Achtung Krötenwanderung“ Die Schilder am Straßenrand machen auf die bayernweit größte Artenschutz-Aktion aufmerksam: den Aufbau und die Betreuung der Amphibienschutzzäune. Wie in jedem Frühling organisiert und finanziert der LPV die Aufstellung von Amphibienschutzzäunen im Landkreis Miesbach. Mit dem Aufstellen der Zäune ist die Arbeit aber natürlich nicht getan: Die Frösche, Kröten und Co. müssen auch eingesammelt und auf die andere Seite der Straße gebracht werden. Das geschieht meist zweimal am Tag, morgens und abends. Die Tiere werden dann von freiwilligen Helfern über die Straße getragen. Viele dieser Helfer sind im Bund Naturschutz organisiert. Auch das Landratsamt Miesbach und die untere Naturschutzbehörde sowie das Straßenbauamt Rosenheim sind wichtige Akteure bei der Umsetzung der Maßnahmen.

Mathias Fischer vom LPV weist darauf hin, dass der Schutz der Helfer und Verkehrsteilnehmer beachtet werden muss. Dazu bedarf es einer straßenverkehrsrechtlichen Anordnung. Die Helfer sind oft in der Dämmerung unterwegs. Autofahrer sollten in den kommenden Wochen also besonders aufpassen und auf die entsprechenden Verkehrsschilder achten.

Wir haben mit dem langjährigen Koordinator der ehrenamtlichen AmphibienretterInnen vom Bund Naturschutz - Ortsgruppe Holzkirchen gesprochen. Helmut Schneider wirkt seit über 20 Jahren aktiv in dem Projekt mit.

Herr Schneider, warum wandern die Amphibien?

Der überwiegende Teil der Amphibien lebt während des Jahres in Wald und Wiese. Nur im Frühjahr bei feuchten, frostfreien Nächten beginnt eine innere Uhr zu ticken, die eine Wanderbereitschaft zu einem Gewässer auslöst. Hormonell „verliebt“ suchen sich die Tiere auf dem Weg dahin einen Partner, um dann im Gewässer ihre Eier abzulegen. Bei Straßenüberquerungen wird die Wanderung lebensgefährlich. Deshalb stellen wir dort Krötenschutzzäune auf.

Wie viele Zäune kann man sich da im Landkreis vorstellen?

Unsere Ortsgruppe betreut zwei Zäune beim Teufelsgraben und bei Sufferloh. Insgesamt weiß ich von fünf weiteren Krötenschutzzäunen (bei Agatharied, Neukirchen, Wörnsmühl, Kreuth und Bayrischzell) Die Aktionen werden ermöglicht durch die gelungene Kooperation mit dem LPV Miesbach, der den Aufbau von vier Zäunen finanziert. Auch das staatliche Bauamt Rosenheim sowie die untere Naturschutzbehörde Miesbach sind eingebunden.

Und wie geht es dann weiter?

Die Lurche wandern in der Dämmerung entlang des Zaunes, bis sie in einen der aufgestellten Eimer fallen. Die gesammelten Tiere werden täglich von uns gezählt, bestimmt und sicher über die Straße gebracht. Und das sechs Wochen lang bei Wind und Wetter! Insgesamt investieren unsere 16 ehrenamtlichen Helfer über 70 Stunden pro Jahr. Danke dafür! Zumal die Aktionen auch immer ein Risiko darstellen, sollten in der Dämmerung Autofahrer rasen. Aber Gottseidank ist bisher nichts passiert.

Wie vielen Tieren wird auf diese Weise „das Leben gerettet“?

Alleine in unserem Gebiet ca. 20.000 Amphibien pro Jahr. Ein großer Erfolg, wo bayernweit die Zahlen rückläufig sind und mittlerweile ca. 50% der Lurche als gefährdet gelten. Bei uns im nördlichen Landkreis kommt immer noch Erdkröte, Gras- und Teichfrosch, Teich- und Bergmolch vor, was die Gruppe und mich begeistert und anspornt.

Was kann jeder tun?

Natürlich ist jeder Helfer willkommen! Insgesamt wäre es auch wichtig, die Bedeutung der Amphibien im Naturhaushalt anzuerkennen: Ohne sie als Bestandteil der Nahrungskette würde es viele Vogelarten nicht geben. Und auch im Sommer freut man sich darüber, dass unsere Frösche Mückenlarven wegfressen.

Herr Schneider vielen Dank für das Gespräch!

Pressemitteilung vom 18.02.2021:

Bei uns dahoam - Der Distelfink

An grauen, eintönigen Wintertagen sieht man am Vogel-Futterhaus immer mal wieder kleine Gruppen von farbenprächtigen Vögeln, die uns mit ihrem hellen, mehrsilbigen Gesang auf das Frühjahr aufmerksam machen – die Distelfinken. Typisch mit schwarz-roter Gesichtsmaske, weißem Kopf und leuchtend gelben Binden am Flügel zwitschern sie munter ihren Zweitnamen „Stilit“ oder Stieglitz. Dabei durchstreifen sie das Gebiet auf Nahrungssuche und geben ihre Begeisterung über Futter mit ihrem Stimmfühlungslaut an ihre Artgenossen weiter. Der Stieglitz ist ein Teilzieher, der vor allem in Westeuropa überwintert. Auf seinem Speisezettel steht ausschließlich vielseitige, pflanzliche Nahrung: etwa halbreife oder reife Samen von Karden, Kletten, Früchten bzw. den namensgebenden Disteln. Um an die wertvollen Sämereien zu kommen, erweisen sich die lebhaften Distelfinken als kunstvolle Kletterer, die mit großem Geschick und mit Hilfe ihres etwas spitzeren Schnabels die Früchte erbeuten. Das regelmäßige Überstehen der langen Winterszeit hat den zierlichen Stieglitz auch zum Symbol für Ausdauer und Beharrlichkeit werden lassen. Auf Kirchenbildern weist er sogar auf den Leidensweg Christi hin. Wissenschaftliche Daten zeigen leider, dass sich der Bestand an Distelfinken innerhalb von 25 Jahren fast halbiert hat. Bei uns ist der muntere Distelfink aufgrund der vielfältigen Landschaft und der großen Artenvielfalt in den Gärten noch daheim. Auch der Landschaftspflegeverband fördert durch seine Maßnahmen das Überleben des geselligen Vogels: Auf blütenreichen Wiesen werden kleine Bereiche absichtlich über den Winter stehengelassen. Darüber hinaus können auch Gartenbesitzer zum Schutz des Distelfinks beitragen: vielfältige Wildkräuter, ungenutzte Ecken und heimische Obstbäume locken die bunte Schar an. Dafür belohnt der Distelfink uns alle durch seine stimmungsvolle, fröhliche Melodie. Übrigens, sogar der Komponist Vivaldi hat sich bei dem Stück „Die vier Jahreszeiten“ vom Gesang des Distelfinken inspirieren lassen. Natürlich sollte er auch bei Vivaldi auf den Frühling einstimmen, wie bei uns dahoam…

Pressemitteilung vom 26.01.2021:

Bei uns dahoam - Die Gelbflechte

Betrachtet man im Winter unsere Hage, so fallen auf der Wetterseite verschiedenfarbige, scheinbar hingetupfte Flecken auf. Dabei handelt es sich um die interessante Gruppe der Flechten, deren Farbenspektrum von weiß über gelb, orange, verschiedenen Brauntönen, bis hin zu olivgrün, grau oder schwarz reicht. Eine besonders Farbenprächtige ist die Gelbflechte Xanthoria.
Was ist denn eigentlich eine Flechte? Es ist eine enge Lebensgemeinschaft von Pilz und Alge zum beiderseitigen Nutzen. Die Alge bildet einerseits mit Hilfe von Sonnenlicht durch Fotosynthese Traubenzucker oder die für die Pilze bekömmlicheren Zuckeralkohole. Der Pilz andererseits schützt die Alge vor zu starker Sonneneinstrahlung, Hitze oder zu rascher Austrocknung. Da vor allem der Pilz das Aussehen der Flechte bestimmt, ordnet man heute diese festgefügten Partnerschaften den Pilzen zu. Sämtliche lebensnotwendigen Stoffe wie Wasser, Mineralsalze oder Kohlenstoffdioxid holt sich die Flechte direkt aus der Luft; es reichen winzige Teilchen aus. Durch diese genügsame Lebensweise wächst eine Blattflechte nur etwa 5 mm pro Jahr, kann dafür aber extreme Lebensräume besiedeln. Die wunderschöne Gelbflechte ist relativ häufig, sie liegt auf der Borke von Laubbäumen auf und beeinträchtigt diese nicht. Meist ist sie an nährstoffreichen Orten wie Feldrändern zu finden. Sowohl bei der Gelbflechte als auch bei anderen Flechten wurden im Rahmen des ungewöhnlichen Stoffwechsels antibiotisch wirksame Substanzen festgestellt, die Gehölze vor Pilz -oder Bakterieninfektionen schützen können. Übrigens, auch für Tiere wie Schmetterlingsraupen erweisen sich Flechten in Form von Futterquellen als nützlich.

 

Pressemitteilung vom 14.12.2020:

Bei uns dahoam - Der Randring-Perlmuttfalter

Wie schaffen es eigentlich Schmetterlinge über den Winter zu kommen? Auf diese Frage hat die Natur verschiedene Antworten: Nur einige Wenige, etwa der Distelfalter, reisen wie die Zugvögel in den warmen Süden. Die meisten jedoch überwintern bei uns, vor allem in Form ihrer Entwicklungsstadien Ei, Raupe oder Puppe, seltener als erwachsener Schmetterling. Allen gemeinsam ist, dass sie mit Beginn des Winters allmählich in eine Kältestarre fallen, was bedeutet, dass der gesamte Stoffwechsel und die Körperfunktionen praktisch auf Null gesetzt werden. Dadurch wird während des Winters kaum Energie verbraucht. Vorher Fettreserven aufzubauen, wie etwa bei Säugetieren, ist deswegen nicht nötig. Entdeckt man die Tiere in der Ruhephase, denkt man, sie schlafen. Meist verbergen sie sich jedoch an einem geschützten Platz, der nicht so schnell durchfriert. Dieser kann im lockeren Boden, liegengelassenem Laub, im Altholz von Stauden oder in Hohlräumen von abgeblühten Pflanzenstängeln sein. Gartenbesitzer, die den Tieren diese Überwinterungsmöglichkeiten bieten, können sich im Folgejahr an deutlich mehr Schmetterlingen erfreuen. Für einen besonders schönen Edelfalter, den Randring-Perlmuttfalter, ist der Überwinterungszyklus relativ genau beschrieben. Er überwintert als Raupe in den eingerollten, trockenen Blättern des Wiesen-Knöterichs. Erst im kommenden Frühjahr kann die Entwicklung zum Schmetterling nach insgesamt ca. 320 Tagen abgeschlossen werden. Eine aktuelle Bestandsaufnahme weist nach, dass diese edle Rarität bei uns im Landkreis Miesbach noch in feuchten, extensiv genutzten Wiesen „dahoam“ ist. Ähnlich wie bei naturbegeisterten Gartenbesitzern werden diese Wiesen durch den LPV nun einmal im Jahr gemäht. Dabei bleiben Brachestreifen und auch das Laub des Wiesen-Knöterichs stehen. Übrigens, der Name Perlmuttfalter leitet sich von den silbergrauen, perlmuttartigen Flecken der Unterseite des Schmetterlingsflügels ab.

Pressemitteilung vom 03.12.2020:

Bei uns dahoam - Die Hage

Die Kulturlandschaften Bayerns entstanden überwiegend durch bäuerliche Hand, ein herausragendes Beispiel dafür ist die abwechslungsreiche Hag- und Heckenlandschaft. Diese hat ihren kulturhistorischen Ursprung vermutlich in der Forderung des Klosters an ihre Lehensherren, die jeweiligen Grundstücksgrenzen zu markieren. Im Laufe der Geschichte entwickelten sich die Grenzen zu Hagen mit den charakteristischen, geschlossen stehenden Baumreihen mit Strauch- und Krautschicht. Die lebenden Zäune gewährten Windschutz, lieferten Brennholz und Einstreu und verbesserten durch schmackhafte Wildfrüchte den Speiseplan. Aufgrund des vielseitigen Nutzens wurden die Gehölze über Jahrhunderte hinweg von Landwirten aufwändig gehegt und gepflegt. Auch heute noch bereichern die Hage aufgrund ihrer unterschiedlichen Lebensbedingungen auf engstem Raum unsere Kulturlandschaft mit ihrer immensen Artenvielfalt. So konnten beispielsweise bis zu neunzig verschiedene Gehölze erfasst werden, eines davon ist der Weißdorn. Der deutsche Name weist sowohl auf die üppigen, weißen Blüten im Frühjahr als auch auf die Sprossdornen hin, die den Strauch als Mitglied der Familie der Rosengewächse erkennbar machen. Der botanische Gattungsname „Crataegus“ hingegen soll sich auf die Härte des Holzes bzw. auf die Essbarkeit des Kernobstes beziehen. Ab August leuchten die roten, kugeligen Apfelfrüchtchen am Strauch und erfreuen mit dem säuerlich-süßen Geschmack des mehligen Fruchtfleisches die heimische Tierwelt. Übrigens, der umgangssprachliche Name für den Weißdorn „Hagedorn“ unterstreicht die Häufigkeit und Bedeutung des Weißdorns in der Baumhecke. Für den Fortbestand der ökologisch wertvollen Hage wurden bereits in den 80er- Jahren Förderprogramme entwickelt und Pflanzungen getätigt. Der Landschaftspflegeverband überträgt diese Programme in die heutige Zeit und zeigt Möglichkeiten der Nutzung, Pflege und ergänzender Maßnahmen auf.

Pressemitteilung vom 27.10.2020:

Almwirtschaft und Naturschutz Hand in Hand

Der Wetterbericht sagte nicht viel Gutes voraus, als am Samstagmorgen des 10. Oktober immer mehr Leute in Arbeitskleidung, mit Sägen und Astscheren an der Weißen Valeppalm eintrafen. Insgesamt 12 Mitglieder der DAV-Sektion München hatten sich bereiterklärt, bei der aufwändigen Entbuschung der Almweiden zu helfen. Die Organisation übernahmen der Gebietsbetreuer des Mangfallgebirges, Florian Bossert und Mathias Fischer vom Landschaftspflegeverband Miesbach. Es kam also eine recht bunte und schlagkräftige Gruppe zusammen um die Familie Hagn aus Rottach-Egern beim Entbuschen ihrer Alm zu unterstützen. Insgesamt waren gut 20 Personen an der Aktion beteiligt. Weil so viele helfende Hände anfassten, konnten trotz kurzer, kalter Dusche große Bereiche der Alm von Fichtenverjüngung befreit werden. Zur Stärkung wurden die Freiwilligen vom Almbauern mit Leberkassemmeln, deftigem Mittagessen und schließlich auch noch mit Kaffee und Kuchen versorgt.
Die Aktion kam durch den Kontakt zwischen dem Almbauern und dem Landschaftspflegeverband zustande. Bei einer gemeinsamen Begehung mit Florian Bossert wurden die Probleme der Alm besprochen. Warum wachsen die Flächen zu? Wie könnte das Weidemanagement angepasst werden, damit das in Zukunft nicht mehr passiert? Welche Maßnahme ist erforderlich, um einen „Neustart“ machen zu können? Welche ökologischen Ziele gibt es auf der Alm und welche Arten können durch die Aktion gefördert werden? In dem konkreten Fall wachsen eine Reihe von Magerrasen-Pflanzen auf der Fläche, wie Alpen-Thymian und Silberdistel. Auch seltene Falterarten vermuten der Gebietsbetreuer des FFH-Gebietes Mangfallgebirge und der LPV hier. Gemeinsam wurden diese Punkte besprochen. Es wurde deutlich, dass eine Entbuschung sowohl der Weide als auch der Artenvielfalt dient. Florian Bossert nahm daraufhin Kontakt zum DAV auf und konnte so interessierte Freiwillige für den Arbeitseinsatz begeistern.
So kam es also, dass Landwirte, Bergsportler, Naturschützer und Landschaftspfleger gemeinsam ein gutes Stück der Alm entbuschten. Ganz im Sinne des LPV, der auf Zusammenarbeit und Kooperation zum Erhalt der ökologischen Schätze in der Kulturlandschaft setzt. In Zukunft wird Peter Hagn das Weidemanagement auf den bearbeiteten Flächen so anpassen, dass sie im normalen Betrieb offengehalten werden können. Unterstützen sollen dabei auch Schafe und ggf. Pferde, die einen großen Mehrwert bei der Weidepflege darstellen können.
„Ich komme gerne wieder!“ sagte eine der Teilnehmerinnen strahlend, obwohl sie vom kalten Regen klatschnass in der steilen Weide stand. Florian Bossert und Mathias Fischer sehen ein großes Potential in solchen Gemeinschaftsaktionen. Denn oft fehlt es an Arbeitskräften, um die nötige Weidepflege zu bewerkstelligen. Ein angepasstes Weidemanagement, rechtzeitiger Auftrieb und die richtige Anzahl von Tieren sind natürlich trotzdem unumgänglich und Voraussetzung für den langfristigen Erfolg der Maßnahme.

Pressemitteilung vom 20.10.2020:

Bei uns dahoam - Die Wildrose

Seit der Antike wird die Rose als die Königin der Blumen verehrt. In unserem Landkreis residieren die königlichen Blumen in Form von Wildrosen. So gibt es auf den Almen südlich des Wendelsteines, am Sudelfeld, bis zu sieben verschiedene Wildrosenarten! Eine natürliche Vielfalt, die bayernweit etwas Besonderes darstellt und die sich aufgrund der jahrhundertealten Almwirtschaft entwickelt hat. Eine der schönsten Wildrosen kann man im gesamten Landkreis am Übergang von Wald zu Offenland an sonnigen Stellen entdecken: die Gebirgs-Rose oder Alpen-Heckenrose.

Sie wächst als sommergrüner Strauch mit locker verzweigten Ästen und mit bis zu zwei Metern Höhe. Rosentypisch sind außerdem die Laubblätter mit ihren unpaarigen, gefiederten sieben oder neun gezähnten Blättchen. Im Volksmund gilt die Gebirgs-Rose als „Rose ohne Dornen“ und ist anhand der praktisch fehlenden Bestachelung erkennbar. Auch die einzelnstehenden Blüten sind auffällig: relativ groß, mit purpurner Färbung und angenehm wohlriechend. Insekten werden weniger durch den Duft als vielmehr durch reichlichen Nektar und Pollen angezogen, die von Mai bis in den August hinein den Tieren „paradiesische Zustände“ bieten. Übrigens, auch die Früchte der Gebirgs-Rose, die Hagebutten, liefern ab Herbst Wildtieren gesunde, vitaminreiche Kost und sind wichtiger Bestandteil auf dem Speisezettel. Die hängende Hagebutte gibt mit ihrer intensiv rot orangen Farbe und flaschenförmigen Gestalt dem Herbst nochmals ein charakteristisches Gesicht.

Die Bedeutung von Wildrosen als Bienenweide bzw. als Vogelnähr- und Schutzgehölz haben Almbauern frühzeitig erkannt und über Jahrhunderte hinweg wertvolle Flächen erhalten. So ist die herausragende Verschiedenartigkeit von sieben Rosenarten an den Almen südlich des Wendelsteins entstanden. Heutzutage unterstützt der LPV Almbauern z.B. bei aufwändigen Entbuschungen, um die Almflächen zu erhalten. Dabei werden bewusst einzelne Gehölze und Rosen belassen, um diese wertgebenden Bestände nachhaltig zu sichern.

Pressemitteilung vom 15.09.2020:

Bei uns dahoam - Der Lungenenzian

Kaum eine Pflanze verknüpft man so eng mit der Gebirgsregion wie den Enzian. Mit seiner charakteristischen, rein blauen Blütenfarbe ist er vielerorts zum Symbol der Treue und Beständigkeit geworden. In Europa wachsen in etwa 35 Enzianarten, einer davon ist vor allem in den Voralpen, aber auch im Tiefland auf wechselfeuchten, nährstoffarmen Wiesen zu finden: der Lungenenzian.
Von Juli bis Oktober leuchten die intensiv blauen, glockenförmigen Blüten schon von weitem, meist mit ein bis drei Blüten an der Stängelspitze. Dazwischen die schmalen Blätter. Die wunderschöne Pflanze erfreut nicht nur das Auge, sondern kann auch zur Kinderstube des bedrohten Lungenenzian-Ameisenbläulings werden. Die Entwicklung dieses Schmetterlings verweist auf die fein abgestimmten Lebensgemeinschaften einer Wiese, die man als Betrachter auf den ersten Blick gar nicht sieht. Zunächst legt der Bläuling im Schnitt drei bis fünf Eier an einer Blütenknospe des Lungenenzians ab. Die geschlüpften Raupen fressen sich ins Innere der Pflanze bis zum vierten Larvenstadium vor, um sich danach auf den Boden fallen zu lassen. Aufgrund ihrer Duftstoffe und Oberflächenstruktur werden sie - soweit vorkommend - von Knoten-Ameisen aufgesammelt, ins Nest getragen und als scheinbare Ameisenlarve bis zum Frühjahr durchgefüttert. Nach dem Verpuppungsstadium im Ameisenstaat verlässt der erwachsene Schmetterling schnell das Nest, da er nun nicht mehr die schützenden Duftstoffe bilden kann und der Zyklus beginnt von neuem. Bei uns im Landkreis gibt es noch einige dieser besonderen, ökologisch intakten Streuwiesen und Plätze. Damit diese nach wie vor den stark gefährdeten Lungenenzian und den entsprechenden Ameisenbläuling beheimaten, erstellt der LPV geeignete Pflegekonzepte mit termin- und turnusgemäßer Mahd. Übrigens, auch das Logo des LPV enthält den symbolträchtigen Enzian und unterstreicht damit sowohl das Bestreben zum Erhalt der Pflanzenvielfalt als auch die Verlässlichkeit in der Zusammenarbeit mit Landwirten und Kommunen.

Pressemitteilung vom 01.09.2020:

Miesbacher Wiesen schaffen Vielfalt

Der Landschaftspflegeverband Miesbach e.V. (LPV) schafft insektenfreundliche Wiesen mit Samenmaterial aus artenreichen Wiesen im Landkreis

Artenreiche, extensiv bewirtschaftete Wiesen gehören aus ökologischer Sicht zu den wertvollsten Lebensräumen unserer Landschaft. Es ist wichtig, artenreiches Grünland zu entwickeln und möglichst viele Flächen so zu bewirtschaften, dass selten gewordene Pflanzen und Insekten dort überleben können.

Der Landschaftspflegeverband Miesbach e.V. (LPV) setzt mit dem Projekt 'Miesbacher Wiesen schaffen Vielfalt' auf die Vermehrung regional angepasster artenreicher Flächen mit Hilfe des ‚Wiesenkopierverfahrens‘. Zuerst werden Samen einer artenreichen Spenderfläche insekten- und pflanzenschonend - ohne Mahd - geerntet. Im Herbst oder im nächsten Frühjahr wird die Heugrassaat dann aus dem Sack auf eine passende Empfängerfläche ausgebracht, damit sich dort das Abbild der abgeernteten Wiese entwickelt. Manchmal reicht es aus, nur streifenweise einzusäen, weil sich die eingebrachten Arten mit einer Bewirtschaftung quer zu den Streifen auf die gesamte Fläche verteilen lassen. Mit ein bisschen Geduld entsteht dann eine artenreiche Wiese mit gebietseigenen Pflanzen.

Die meisten heimischen Insekten, vor allem die seltenen und gefährdeten, leben nur von und auf Pflanzen, die sie kennen. Sie brauchen diese unbedingt zum Leben, zur Fortpflanzung und zum Überwintern. Mit regionalen Herkünften angelegte Blühwiesen sind also wichtig, damit Insekten ihre Nektarpflanzen finden und diese zum richtigen Zeitpunkt blühen.

Barbara Krogoll betreut das Projekt „Miesbacher Wiesen schaffen Vielfalt“. Sie freut sich: „Wir sind in der glücklichen Situation, dass es im Oberland noch sehr schöne artenreiche Naturwiesen gibt. In unserem Projekt wollen wir diese selten gewordenen Lebensräume in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Eigentümern und Landwirten vermehren“.

Welche Maßnahmen jeweils möglich und geeignet sind, erarbeitet der LPV mit den Flächeneigentümern, Landwirten, Kommunalvertretern und Bauhöfen. Der LPV entwickelt mit den Landwirten und Kommunen auch Konzepte für eine insektenfreundliche Bewirtschaftung und bessere Chancen für Insekten in unserer Kulturlandschaft.

Die Initiative NATÜRLICH BAYERN ist ein gemeinsames Projekt des Deutschen Verbands für Landschaftspflege (DVL) zusammen mit den bayerischen Landschaftspflegeverbänden. Gefördert wird die Initiative durch die Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinie des Bayerischen Umweltministeriums im Rahmen des „Blühpakt Bayern“.

Pressemitteilung vom 21.07.2020:

Bei uns dahoam - Der Schachbrettfalter

Ein heißer Sommertag im Juli mit flirrender Hitze strahlt Ruhe und Frieden aus: Lautlos gaukeln bunte Schmetterlinge gezielt von Blüte zu Blüte und man entdeckt so nebenbei die prächtige Farbenvielfalt des Sommers. Tatsächlich gibt es in Bayern über 150 unterschiedliche Tagfalter!

Ein relativ großer Schmetterling ist dabei unverkennbar: der nach seiner Flügelzeichnung benannte Schachbrett- oder Damenbrettfalter. Häufig bemerkt man den schönen Schmetterling auf einer violetten Blüte, am Waldrand. Die gefleckte Musterung ist hier die perfekte Tarnung. Übrigens, der Schachbrettfalter lebt praktisch nur ein Jahr! Der faszinierende Lebenskreis beginnt im Sommer, in dem das Weibchen im Flug Eier in blütenreiche, ungemähte Wiesenabschnitte fallen lässt. Aus den Eiern schlüpfen Raupen, die zunächst nichts fressen, sondern im Schutz der Streu überwintern. Erst im März des Folgejahres beginnt die Raupe ihren Hunger an den aufkeimenden Gräsern zu stillen. Nach mehreren Häutungen verpuppt sie sich in einem Gespinst am Erdboden, um im Juni als bezaubernder Schmetterling zu schlüpfen. Die Männchen suchen dann die Weibchen direkt für die Paarung auf. Beide ernähren sich im Sommer vom Nektar violetter Blüten, wie der Flockenblume, Witwenblume oder Skabiose. Nach der Eiablage schließt sich der Lebenskreis des Schachbrettfalters im August mit der Hoffnung auf Fortbestand in der nächsten Generation. Diesen fördern auch Gartenbesitzer, wenn sie kleine Raseninseln oder –ecken für die Eiablage stehen lassen oder violett blühende Pflanzen als Nektarlieferant anbieten. Der LPV schafft über gezielte Streuwiesenpflege Naturräume für die Lebensphasen des Schachbrettfalters und andere Schmetterlinge: die Mahd erfolgt zeitlich versetzt oder nur streifenweise und bietet damit die nötige kleinflächige, abwechslungsreiche Struktur zum Überleben des prächtigen Tagfalters.

Pressemitteilung vom 18.06.2020:

Bei uns dahoam - Der Wundklee

Der Mai hat im Jahreskreis vieler Bauern eine besondere Bedeutung: Mit dem Almauftrieb beginnt eine schöne, aber auch arbeitsintensive Phase. Den exakten Zeitpunkt bestimmt die Natur: sobald auf der Alm das Gras nach der Schneeschmelze hoch genug ist, um die Tiere zu sättigen, geht es vor allem für das Jungvieh hinauf auf den Berg. Durch die kurze Vegetationsperiode auf der Alm blühen fast zeitgleich die Wiesen auf, ein besonders leuchtender Frühblüher ist der Alpen-Wundklee.


Die typischen, sattgelben Blütenkronen wirken wie hingetupft in die Bergwiesen, kommt man näher, erinnern einen die Blütenblätter an einen sitzenden Schmetterling. Wie andere Kleearten auch beherbergt der Alpen-Wundklee an seinen Wurzeln Knöllchenbakterien, die für ihn Luftstickstoff binden. Dadurch kann die Pflanze viele Proteine herstellen und für heranwachsende Jungtiere einen wichtigen Eiweißlieferanten darstellen. Der Alpen-Wundklee wird auch gern gesehen, da er mit seinen tiefen Wurzeln den Boden nach Erdabrissen befestigt. Extensive Beweidung mit gelegentlichem Verbiss fördert diese stabilisierende Funktion. Übrigens, der botanische Name „Wundklee“ weist auf die entzündungshemmende und hustenstillende Wirkung von Substanzen der Blüte hin.


All das, was wir bei einer Wanderung auf die Alm schätzen, den Artenreichtum der Bergwiesen, den freien Blick oder die zufriedenen Tiere, ist der jahrtausendalten Wirtschaft der Almbauern zu verdanken. Mittlerweile können viele Almen nur noch im Nebenerwerb bewirtschaftet werden. Wenn aber die Beweidung der Gebirgsflächen eingestellt wird, erobert sich der Wald die Flächen wieder zurück. Um die typische bayerische Landschaft und die teilweise sehr seltenen Pflanzen auf der Alm zu erhalten, unterstützt der LPV die wichtige Pflege der extensiv genutzten Almweiden. Damit wir uns in unserer gewohnten Landschaft dahoam fühlen können…

Pressemitteilung vom 23.05.2020:

Bei uns dahoam - Die Wildbiene

Wenn man von Bienen hört, denkt man automatisch an die Europäische Honigbiene, die der Mensch weltweit verbreitete, um Honig zu gewinnen. In Bayern gibt es jedoch noch ca. 500 weitere Bienenarten, die unter dem Begriff „Wildbienen“ zusammengefasst werden. Diese sehen in Form, Farbe und Musterung völlig unterschiedlich aus, nur eine Gruppe ist anhand des kräftigen, pelzigen Körpers leichter erkennbar: die Hummeln. Alle Wildbienen, ernähren sich vegetarisch, das bedeutet, sie sind auf Nektar und Blütenpollen aus der Umgebung angewiesen. Besonders der eiweißreiche Blütenstaub ist für die weiblichen Wildbienen wichtig, um die Larven zu füttern und damit das Überleben des Nachwuchses zu sichern. Wie andere Insekten auch legen die Wildbienen Eier in vorbereitete Nester, aus denen nach einiger Zeit Larven schlüpfen. Nach ausreichender Fütterung begibt sich die Larve in das Ruhe- oder Puppenstadium, aus dem sich dann später das fertige Insekt entwickelt. Die meisten Wildbienen erledigen die Aufzucht alleine und leben solitär, die Hummeln dagegen leben als Sommerstaat mit Arbeiterinnen und Königin. Ab Herbst überwintern Wildbienen als Insekt oder im Puppenstadium, bei Hummeln beispielsweise überlebt nur die neue Hummelkönigin den Winter.

Übrigens tragen Hummeln im Garten zu einer sicheren, ertragreichen Ernte bei: Die brummenden Pelzkugeln fliegen im Gegensatz zu anderen Insekten auch bei niedrigen Temperaturen und regnerischem Wetter, um Obstbäume, Beerensträucher und Gemüse zu bestäuben. Jeder von uns kann etwas tun, damit sich die Wildbienen bei uns wohl fühlen: kleine Erdhöhlen, Totholz oder verwitterte Pflanzenstängel bieten Gelegenheit für den Nestbau, ein vielfältiges Blühangebot während des Sommers ermöglicht die Aufzucht von Nachwuchs. Unsere traditionelle, kleinbäuerliche Landwirtschaft mit ihrer Strukturvielfalt erleichtert den Nestbau und trägt dadurch zum Überleben der Wildbienen bei. Extensive Beweidung, wie auf unseren Almen, schafft vielfältige Lebensräume für die summenden Insekten. Darüber hinaus schafft der LPV durch die Pflege von Magerrasen und Streuwiesen ein abwechslungsreiches, nektarreiches Blühangebot für die gefährdeten Tiere über die gesamte Vegetationsperiode hinweg.

Pressemitteilung vom 20.04.2020:

Bei uns dahoam - Die Schlüsselblume

Es gibt Pflanzen, die kündigen das Frühjahr an, egal ob Schnee liegt oder nicht. Bei uns ist dies die Schlüsselblume, auch Himmelsschlüssel genannt, da sie als himmelsöffnender Frühblüher mit seinen gelben Blüten wieder die Sonne ins Land zaubert. Dabei wachsen je nach Standort zwei Arten der Schlüsselblume: die etwas häufigere „Hohe Schlüsselblume“, die feuchte Wälder, naturnahe Gärten, Wiesenränder, Raine oder lichte Gehölze bevorzugt und schon ab März blüht. Und die „Echte Schlüsselblume“, die vor allem trockene, sonnige Wiesen liebt und erst ab Ende April blüht. Die „Echte Schlüsselblume“ ist sowohl an den intensiv, dottergelben Blüten mit orangen leuchtenden Saftmalen als auch an ihrem zarten Duft erkennbar. Die Blüten der „Hohen Schlüsselblume“ sind dagegen etwas größer und eher hellgelb. Besonders die „Echte Schlüsselblume“ dient mehreren Schmetterlingsraupen als Futterpflanze, unter anderem dem gefährdeten Schlüsselblumen-Würfelfalter oder der Silbergrauen Bandeule.

Übrigens, der Name Schlüsselblume deutet auf die Blüten hin, die einem alten Schlüssel mit Bart gleichen. Passend zu dieser Deutung gibt es die Legende von Petrus, der im Himmel seinen Schlüsselbund fallen lässt. Wo dieser auf die Erde traf, soll die Schlüsselblume gewachsen sein.

Beide Arten sind mittlerweile selten geworden und stehen unter besonderem Schutz. Gärtnereien bieten für Liebhaber gezüchtete Wurzelstöcke an, die im Frühjahr Farbtupfer in die heimischen Gärten bringen. Für die Standorte in der freien Natur setzt sich der LPV ein, indem er durch Mahd die Wiesen offen und damit sonnig erhält.

Pressemitteilung vom 25.03.2020:

Bei uns dahoam - Die Erdkröte

Der Landschaftspflegeverband Miesbach e.V. (LPV) begleitet die Leser im Jahreskreis und stellt unter dem Motto „bei uns dahoam“ monatlich eine Tier- oder Pflanzenart vor. In dieser ersten Ausgabe geht es um  die Erdkröte.

Die Wetteraufzeichnungen zeigen den zweitwärmsten Februar seit Messbeginn an. Der LPV hat deshalb bereits jetzt Krötenfangzäune entlang der Straßen aufgestellt, um die Erdkröten sicher über die Straße zu lotsen. Aber woher kommt die Erdkröte und wohin möchte sie?

Die Erdkröte ist die größte und am häufigsten vorkommende Krötenart in Bayern und leicht an ihrer warzigen Haut zu erkennen. Über ihre Drüsen scheidet sie starke Bitterstoffe aus, die sie vor möglichen Fressfeinden schützen. Sind im ausgehenden Winter die Nächte frostfrei, erwachen die Erdkröten in ihren Landquartieren aus der Winterstarre. Anschließend begeben sie sich, ausgelöst durch Hormone, auf Wanderung, um in den Gewässern zu laichen, in denen sie selbst geboren wurden. Diese können zwei bis drei Kilometer entfernt sein. Auf diesen gefahrvollen Weg begeben sich vorwiegend in der Dämmerung oder nachts zunächst die Männchen. Sie locken die paarungsbereiten Weibchen mit zart fiependen Geräuschen – Kröten können im Gegensatz zu Fröschen nicht quaken. Nach der Paarung legt das Weibchen 3.000 bis 8.000 Eier in Schnüren ab. Die Amphibien müssen sich im Anschluss nicht mehr um ihre Eier kümmern und wandern daher in die Sommerquartiere. Dies sind meist Gärten, Wälder oder Offenlandgebiete. Hier machen sich die Erdkröten als Vertilger von Nacktschnecken, Würmern und Insekten nützlich. Übrigens kann eine Erdkröte in der Natur bis zu 12 Jahre alt werden…Vorausgesetzt natürlich, sie überlebt die jährlichen, riskanten Wanderungen.

Um diese Gefährdung zu reduzieren, beteiligt sich der LPV an dem Aufbau und der Betreuung von Krötenschutzzäunen im Landkreis. Die tägliche Kontrolle übernehmen jeweils freiwillige Helferinnen und Helfer. Wie gut, dass so viele dazu beitragen, dass die Erdkröte bei uns dahoam sein kann. Für Autofahrer ist in dieser Zeit besondere Vorsicht geboten. Kröten und ehrenamtliche Helfer sind in der Dämmerung unterwegs!

Pressemitteilung vom 05.12.2019:

Mähen von Steilhängen braucht Fingerspitzengefühl und Spezialtechnik

Teilweise sind die artenreichen Magerrasen so steil, dass man eher an winterliches Skivergnügen denkt als an das Mähen mit Maschinen. Für die Pflege dieser Flächen sind viel Erfahrung, voller körperlicher Einsatz und leichte Spezialmaschinen notwenig. Die Landwirte Hans Maurer und Markus Walter sind sehr erfahren in der Landschaftspflege und setzen für den LPV viele schwierige Projekte um.

Pressemitteilung vom 23.04.2019:

Erste Mitgliederversammlung des Landschaftspflegeverbandes e.V.

Wir laden Sie herzlich ein zu unserer ersten Mitgliederversammlung am Montag, den 29.04.19. Die Veranstaltung findet um 20:00 Uhr im Gasthof Bräuwirt, Marktplatz 3, 83714 Miesbach statt.

Der Landschaftspflegeverband (LPV) Miesbach e.V. wurde im Mai 2018 gegründet und hat im Januar 2019 die operative Arbeit aufgenommen. Bei der Versammlung wird sich der neue Geschäftsführer, Mathias Fischer, vorstellen. Darüber hinaus soll das Arbeitsprogramm 2019 und der Jahreshaushalt beschlossen werden.

Tagesordnung zum Download

Pressemitteilung vom 08.01.2019:

Landschaftspflegeverband Miesbach nimmt die Arbeit auf

Geschäftsführer Mathias Fischer
Mathias Fischer

Mathias Fischer ist Geschäftsführer des neu gegründeten Landschaftspflegeverbandes Miesbach. Anfang Januar nahm er in den Räumen des Maschinenrings seine Arbeit auf. An seinem ersten Arbeitstag stellte er sich in Irschenberg dem Landrat, den zahlreich erschienenen Bürgermeistern, den Vertretern der Unteren Naturschutzbehörde und benachbarter Landschaftspflegeverbände vor.

Klaus Thurnhuber, Vorsitzender des Landschaftspflegeverbandes (LPV), betonte bei seiner Begrüßung: „Die Erhaltung unserer Kulturlandschaft ist über alle Parteigrenzen hinweg eine Herzensangelegenheit.“ Gerade wegen des Strukturwandels in der Landwirtschaft ist es besonders wichtig, die Landschaftspflege in der Region gut zu organisieren. Naturschutz, Landwirtschaft und Politik sollen in Zukunft gemeinsame Lösungen finden und an einem Strang ziehen. Thurnhuber spürte bereits bei den vorbereitenden Treffen den Teamgeist, der unter den verschiedenen Interessenvertretern herrscht. Bei der Gründung des LPV im Mai 2018 waren von 17 Gemeinden 16 mit im Boot. Der neue Geschäftsführer soll ab sofort Projekte der Landschaftspflege in die Tat umsetzen und Fördergelder akquirieren.

Josef Faas, der Leiter der Unteren Naturschutzbehörde, hat schon ein breites Spektrum an Aufgaben im Visier. Beginnen wird der LPV mit Maßnahmen im Streuwiesen- und Almbereich. Nachgedacht wird auch über ein Ökokonto für Gemeinden. Hier sollen Kommunen bei der Ausweisung von Bauland abbuchen können, ohne sofort Ausgleichsflächen ausweisen zu müssen.

Josef Rüegg, Landessprecher der bayerischen LPVs, freut sich über die Gründung des ersten Landschaftspflegeverbandes im Oberland: „ Der Miesbacher LPV ist ein wichtiges Vorbild, besonders weil hier alle an einem Strang ziehen.“ Er betonte auch die wichtige Rolle des Maschinenrings für einen reibungslosen Ablauf bei der Landschaftspflege.

Die Gäste des LPV bei der Auftaktveranstaltung
Die Gäste des LPV bei der Auftaktveranstaltung